Innovationen? Ja, was denn sonst?! Strategie? Ja, wie denn anders?! In Deutschland befasst sich eine unglaubliche Anzahl von Menschen mit dem Thema Innovationen – in Hochschulen und Unternehmen, als Berater und Entwickler, in der Politik und in den dazugehörigen Institutionen. Alles kluge Köpfe, in denen unendliches Wissen steckt! Warum zweifeln wir dann immer wieder unsere eigene Kompetenz an und eröffnen Diskussionen, deren Streitpunkte doch längst geklärt sind?
Zum Beispiel: Die frühere Innovation „Antibiotikum“ ist und bleibt eine gute Sache. Nur wenn wir damit schon die Schweine füttern und schon die kleinste Erkältung damit bekämpft wird, dann zeigt dies unser Unvermögen, den eigenen Fortschritt zu schützen. Und weil wir als Gesellschaft nicht nur bei diesem Beispiel versagt haben, sondern auch in der Bändigung des materiellen Wohlstands, der individuellen Mobilität usw., sollten wir nicht unser Verhältnis zur Innovation grundsätzlich in Frage stellen, sondern unsere Neigung zur maximalen Verwertung kritisch sehen.
Andererseits fehlt auch der Mut zum Denken in neuen Kategorien: In einer Personalunion aus Bildungsbürger und Couch-Potato entsteht häufig eine pseudo-intellektuelle Attitüde, die jeden kreativen Gedanken abwürgt, bevor überhaupt Innovatives daraus entsteht. Nehmen Sie die erneuerbaren Energien – wir könnten hier längst sehr viel weiter sein, wenn es nicht vor jedem Projekt erst eine Prozession der Bedenkenträger gäbe, die Erneuerungsprozesse zermürben. Nein, ich rede nicht dem Aktionismus oder einer blinden Fortschrittsgläubigkeit das Wort. Es würde uns nur sehr viel weiterbringen, wenn wir nicht jeden Quark immer noch breiter treten wollten. Irgendwann muss auch das durch neue Erkenntnisse nicht widerlegte Wissen als gesetzt gelten. Gibt es neue Forschungen, dann lasst uns drüber reden. Und bis dahin sollten wir nicht die alten Probleme „aufwärmen“, sondern an neuen Lösungen hart arbeiten.
Damit diese Lösungen kein Flickenteppich werden, braucht es ganz unzweifelhaft eine Strategie. Allerdings muss hier in großen volkswirtschaftlichen und systemischen Kategorien gedacht und geplant werden. Andernfalls werden wir unsere eigenen Ressourcen kannibalisieren. Wichtig ist auch, dass wir Innovationen aus sozialen und strukturellen Gründen erzeugen, ohne dass diese einen direkten und unmittelbaren Cash-flow bringen. Gleichfalls gilt, dass wir sowohl schleichende, disruptive als auch sprunghafte Innovationen brauchen.
Nur letztere werden Deutschland nicht retten. Think smart, work hard, solve problems!
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