Innovation im Design ist Ergebnis der Kreativität

Es geht um das Verständnis von professionellen Kreativen und um die Missverständnisse in der Gesellschaft zur Kreativität. Beispiel: Kreativität macht sich eher an der Neuartigkeit fest denn an der Nützlichkeit (siehe Mathias Benedek vom Creative Cognition Lab der Universität Graz). Falsch?!

Für uns DesignerInnen gilt immer, dass das Neue auch seinen sinnstiftenden Nutzen haben muss. Unser Verständnis von Kreativität äußert sich nicht in orgiastischen Brainstormings, sondern in der klaren Zielorientierung bei der Lösung komplexer Probleme. Die Innovation, als Ergebnis der Kreativität, im Designprozess ist praktisch und / oder technisch, ökologisch und / oder sozial, ästhetisch und / oder ökonomisch – im besten Fall vereint diese alles.

Ein weiteres Beispiel für Missverständnisse: „Kreativität komme so aus dem Nichts.“ Jede Projekt-Idee ist das Ergebnis harter Arbeit – analysieren und interpretieren, recherchieren und auswerten, verifizieren und falsifizieren, kommunizieren und argumentieren. Und dann werden auch noch Prototypen von alternativen Lösungen realisiert, um diese zu testen und zu bewerten.

Die professionelle Form der Kreativität ist wissensbasiert und ist auf interdisziplinäre Kollaboration angelegt. Die sich übrigens auch immer an einer wirtschaftlichen Wertschöpfung orientiert. Auch deswegen stellen Profis Rechnungen und zahlen keine Vergnügungssteuer, obwohl sie in unserem Job sehr viel Spaß haben. Ja, divergentes Denken bereitet Freude bei der Arbeit, weil alle Kreativen zwar Respekt vor großen Aufgaben haben, aber eben keine Angst. Für sie sind Suchen und Untersuchen, Finden und Erfinden schöpferische Tätigkeiten, die immer um das Risiko beim Betreten von Neuland wissen.

Und dafür braucht es auch Zeit! Natürlich wird jedem Auftrag auch ein Projektmanagement zugrunde gelegt und auf Effizienz geachtet. Aber Kreativität will immer die Innovation, und die findet sich nicht an Hecken und Zäunen, sondern braucht ernsthafte Arbeit. Und die Voraussetzungen dafür sind gut: „Jeder Mensch kann kreativ denken“, heißt es bei Benedek. Aufhören muss aber das Verständnis von Kreativität, das auf Verschwendung und Ressourcenverbrauch zielt. Es darf doch nicht sein, dass die Schöpfung der Menschen zur Erschöpfung der Welt führt!

Wenn also über eine globale Transformation nachgedacht wird, dann bitte auch mit Kreativen, die der Dringlichkeit der Situation mit der Seriosität ihrer Profession begegnen.

Mathias Benedeks Forschungsergebnisse sind in „Gehirn & Geist“ 08/2021 nachzulesen.

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