Was hat es, was ich nicht habe? Das fragt der kreative Mensch in einer fernen (?) Zukunft sein Publikum, das ihn inzwischen verschmäht. Das Auditorium zuckt mit den Schultern und lauscht der Kreation der Maschine und applaudiert ihr. Dabei bin ich doch das Genie, sagt unser Kreativer und verweist auf die göttliche Schöpfungsgeschichte. Ja, erwidert das Publikum, aber die Maschine ist doch auch das Ergebnis einer Schöpfung durch den Menschen! Und das klingt auch nicht wie eine Frage, sondern wie ein eindeutige Feststellung.
Im Grunde stimmt es ja sogar: Die Künstliche Intelligenz ist das Ergebnis der menschlichen Intelligenz. Wird es vielleicht der Sieg der Technik über die Kunst in der Zukunft sein? Oder eine Rache der Rationalität gegenüber der Emotion, die sich immer als etwas Besseres gesehen hat? Oder bezwingt am Ende der Ehrgeiz des technisch Machbaren die menschliche Vorsicht? Sie wollen eine Antwort? Fragen Sie Siri oder Alexa zu den Schicksalen der Zukunft!
Nein, hier geht es nicht um ein Argumentieren gegen oder für Künstliche Kreativität. Es geht um wissenschaftliche Antizipation technologischer Optionen – vorurteils- und ideologiefrei. Und es geht um das Aufzeigen einer neuen Form von interdisziplinärer Kollaboration, die experimentiert und mit transdisziplinären Methoden zu relevanten Erkenntnissen kommt. Die wiederum anschließend herunter gebrochen werden müssen und in die Expertisen der jeweiligen Disziplinen eindringen sollten.
Aus Sicht des Designs scheint es geboten, in diesen sich rasant entwickelnden Technologiefeldern eine eigene, belastbare Forschungs- und Entwicklungskompetenz aufzubauen. Und das frühzeitig, sonst muss man sich Kompetenz bei anderen Disziplinen ausleihen.
Das Beispiel hier aus der Musik zeigt, dass die Zeit für disziplinen- und hochschulübergreifende Kooperationen reif ist. Gerade die darstellenden und bildenden Künste an Kunst- und Hochschulen sollten erforschen, welche Innovationen sich aus technologischen Optionen ergeben könnten. Der kreative Konjunktiv braucht die Erforschung durch Mixed Methods, also Triangulation von z.B. quantitativen, qualitativen und empirischen Techniken und Vorgehensweisen. Gerade in der designinduzierten Kreativität gibt es viele potenzielle Anwendungsfälle für derartige Forschungsprojekte.
Das Schicksal in der Zukunft selbst entwerfen …
