Antizipation von Alternativen – Zukunft ist kein blindes Fatum!

Nach Katastrophen hört man immer wieder die Aussage: „Wir konnten uns nicht vorstellen, dass …“. Das ist das Eingeständnis eines Mangels an Kreativität.

Wer keine Fantasie mitbringt, der sollte keine verantwortlichen Funktionen ausüben. Warum? Weil diesen Menschen die Fähigkeit zur Antizipation fehlt. Da baut ein Autokrat sein kriegerisches „Spielzeug“ auf, und wir kommen nicht auf die Idee, dass er damit auch tatsächlich „spielen“ will. Was Herr Putin seit heute nun auch macht. Und auf einmal geht alles ganz schnell, und dieses wird weitreichende Folgen haben.

Warum bloß wird Kreativität immer nur mit Schöpfung in Verbindung gebraucht? Warum bloß spielt es in der Erahnung von Ereignissen keine Rolle? Kreativität als Kompetenz in der Vorbeugung und Abwehr von Katastrophen scheinen wir Menschen nicht mehr in unserem Programm zu haben. Ganz wenige Tage vor der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan stand der Außenminister der GroKo noch vor der Kamera und gab zum Besten, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Kurz darauf brach das noch anhaltende Chaos über uns herein. Die letzte Corona-Welle kam aus heiterem Himmel genauso wie der Fachkräftemangel. Die Reihe der „unvorhersehbaren“ Ereignisse ließe sich fortsetzen. Und über das Thema Klimawandel in diesem Zusammenhang mag ich gar nicht nachdenken.

Es ist höchste Zeit für eine Neubewertung der Kreativität in unserer hochkomplexen und dicht vernetzten Gesellschaft. Und auch ist über die Notwendigkeit des Wirkens von kreativen Menschen in Führungspositionen und Entscheidungssituationen zu diskutieren. Der professionell-kreative Mensch ist darauf bedacht, in alternativen Szenarien zu denken und Handlungsoptionen durchzuspielen. Grundsätzlich gilt: Das Undenkbare zu denken und auch für möglich zu halten.

Das Denken soll äußerst flexibel bleiben und in den Planungen sind alternative Optionen bis zuletzt offen zu halten. Eine der Vorteile ist dabei, vorbereitet zu sein und in sehr kurzen Reaktionszeiten agieren zu können. Der Kreative versucht immer, das Geschehen proaktiv zu steuern und zu lenken und die Übersicht zu behalten. Wichtig sind Kommunikation und Transparenz. Geht es doch darum, dass Kollaboration und Kooperation nicht nur Buzz-Words sind, sondern auch gelebt werden. Nein, der neue Kreative ist nicht Superwoman oder Superman und auch nicht der Hofnarr.

Der neue Kreative liebt es, Horizonte zu verschieben und Zukunft zu denken …

Link: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-02/bundeswehr-heeresinspekteur-ukraine-russland

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