Progressives Denken: Transformation? Zum Primat der Professionalisierung

„Zeitenwende“ – das Schlagwort steht für nicht weniger als tiefgreifende Veränderungen in unserer Gesellschaft. Zu beobachten ist die Kumulation einer Komplexität, die aus aktuellen und alten Krisen herrührt und weiter an Dynamik gewinnt. Handelt es sich doch hierbei um eine Gemengelage aus Kriegskatastrophe mit neuer Weltordnung, aus Klimawandel mit angepassten Wirtschaftsformen und aus Globalisierungsfehlern mit der Suche nach gerechteren Wertschöpfungs- und Lieferketten. Ganz sicher wird diese Liste noch ergänzt – Coming soon!

Die Folge davon werden völlig neue Jobprofile und Berufskompetenzen sein, über die jetzt noch spekuliert werden kann. Sicher erscheint aber, dass insbesondere die sogenannten praxisorientierten Aus- und Bildungsinstitutionen als erste umzudenken haben. Von ihnen werden zukunftsfähige Konzepte der Professionalisierung erwartet. Diese sind aber ohne eine rollierende Entwicklungsplanung nicht zu haben. Es bedeutet, die Berufsfelder einem aufmerksamen Monitoring und das Studiengangsangebot einem Check-up zu unterziehen.

Elastische Curricula sind gefordert, die einerseits verlässliche Leitplanken darstellen und andererseits flexible Räume für kreative Prozesse und innovative Projekte lassen. Daneben ist es höchste Zeit für Diskurse über die Zukunft der jeweiligen Wirtschaftsfelder, für die die Studierenden ihr Studium voraussichtlich absolvieren. Erst wenn die Zukunft von Wirtschaft antizipiert wird, ist auch proaktive Mitgestaltung möglich. Das gilt für die Lehrenden an Hochschulen und genauso für die Studierenden. Ihnen wird qua Studium nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern sie werden ja gleichzeitig zur aktiven Teilhabe an Gesellschaft und Wirtschaft ermutigt. Hierzu gehört auch ein Verständnis von Transformation und der dazugehörigen Problemlösungskompetenz für die sich verändernde Gesellschaft.

Zwangsläufig wird sich herkömmliches Problemlösungsdenken zu wandeln haben, gilt es doch einer neuen Qualität von Problemen schnell beizukommen. Wenn Hochschulen vorausschauend in ein solches Change Management einsteigen, dann müssen sie auch ihre Perspektive auf disziplinär ausgehandelte Forschungsverständnisse um interdisziplinäre Arbeitsweisen erweitern. Könnten doch zunehmend Studiengänge, die von mehreren Fachbereichen gemeinsam entwickelt werden, eine der Antworten sein.

Wichtig ist ein intensiver Diskurs über Konzepte der Professionalisierung – Business as usual ist keine Option!

Bildquelle: Foto-CD Goodshot