Programmatisches Denken: Das Riesenrad der Meta-Disziplin Design

Für die Entwicklung des Designs werden künftig zwei Schwerpunkte wesentlich: Da ist zum einen das genuine Design, also das, was den Spezialisten mit seiner Kernkompetenz im Wettbewerb zu anderen Berufen auszeichnet. Und da ist zum anderen das assimilierte Design, welches den Generalisten mit seiner Kompetenz zur Kollaboration in der Vernetzung mit anderen Disziplinen befähigt.

Für die akademische Domäne wird maßgeblich sein, wie die Hochschulen die Form ihrer jeweiligen, auch individuell praktizierten Designwissenschaft verstehen und wie sie zu elaborierten Konzepten mit dezidierten Argumenten kommen. Die Beantwortung der Frage, was können wir, was andere Wissenschaften nicht können, wird sich um die Leistungen von (kreativen) Menschen und (intelligenten) Maschinen drehen – der Wissenschaftskreislauf bietet die Chance, einen Diskurs über die Zukunft des Designs in Bewegung zu bringen.

Dabei ist für uns bzw. für unser Büro ein Verständnis von Design zentral, das als Meta-Disziplin für modellierende Innovationsprogramme unter der Prämisse gesellschaftlicher Transformation fungiert. Die Dringlichkeit eines solchen kritischen Diskurses ergibt sich angesichts der aktuellen globalen Verwerfungen in Wirtschaft, Technologie und Kultur. Andere wissenschaftliche Disziplinen haben den Prozess, ihre künftige Position zu finden und zu besetzen, schon längst in Gang gebracht.

Fürs Design gilt, dass die Erkenntnissuche ein zirkulärer Prozess ist, der die Paradigma laufend verschiebt. Intellektuelle Naivität („Fragen diskutieren“), konstruktive Anarchie („Antworten versuchen“), produktives Chaos („Probleme benennen“) und professionelle Kreativität („Lösungen entwerfen“) sind die Transfervorgänge im Erkenntnisprozess – als Designphilosophie, Forschung, Planung und Praxis.

Die dabei sich bildenden Deutungs- und Ordnungsmuster sind ein temporär gültiges Tableau, bis neue Fragen sie wieder de- und rekonstruieren. Das heißt: Es gibt keine „richtigen“ Axiome und keine „falschen“ Fragen. Gerade Design mit seinen vielfältigen Interdependenzen braucht unorthodoxe Denkweisen und die Bereitschaft zur Selbstkritik – um im produktiven Austausch von Theorie und Praxis den designwissenschaftlichen Kreislauf voranzutreiben.

Erkenntnisfortschritt erwächst aus der Vernetzung von theoretischem Wissen mit praktischem Können. Diese Form des Hybriden im Design ist nicht Nachteil, sondern besondere Chance für wissenschaftlich-künstlerische Neu-Positionierung in Zeiten globaler Transformation.

Ja, es ist ein Riesenrad, das da gedreht werden muss. Aber die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft schafft auch neue Perspektiven und Höhenflüge. Los geht´s …

Bildquelle: Eigenes Bild