Welche belastbare Relevanz hat die Arbeit von DesignerInnen bei der Entwicklung von Innovationen? Welche Substanz steckt im Design bei Transformationsprozessen? Eine persönliche Erfahrung: Es war meine Zeit der permanenten Gratwanderung zwischen Naivität und Idealismus, zwischen Professionalität und Größenwahn – allerdings auch mit einem sehr hohen Spaß-Faktor!
1983 ernannte mich (damals 29 Jahre alt) der Vorstand von „Haus Industrieform e.V.“ in Essen zum Geschäftsführer. Die Institution hatte insbesondere durch die Arbeit meines Vorgängers Peter Frank national einen guten Ruf erworben, den es auszubauen galt. Bis zu diesem Zeitpunkt bekam die Design-Institution keine finanzielle Zuwendung des Landes Nordrhein-Westfalen, sondern finanzierte sich durch eigene Dienstleistungen und Projekte selbst. Das konnte ich seit 1986 mit dem Ausstellungs- und Vortragsprojekt „Designfabrik Nordrhein-Westfalen“ in Moskau ändern. Das Projekt war eingebettet in die große Leistungsschau des Landes und kam auf Wunsch der damaligen noch sowjetischen Regierung zustande.
An diesen Erfolg anknüpfend, bekam ich 1987 die Chance, dem seinerzeitigen Wirtschafts- und Technologieminister Prof. Dr. Reimut Jochimsen mein Konzept für einen „Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Design und Innovation“ vorzulegen. Das Ministerium genehmigte diesen und ich bzw. das Haus Industrieform (später Designzentrum Nordrhein-Westfalen) übernahmen die Realisierung.
Das Konzept sah eine Dreiteilung vor: Ehrenpreis für Industrie-Produkte, Ehrenpreis für Designmanagement und einen mit 50.000 D-Mark dotierten Studienpreis für Design-Konzepte. Letzteres war die Initiative, in die Domäne der Industrie- und ProduktdesignerInnen so etwas wie eine (honorierte) Designforschung einzuführen. Nach Einreichen eines Projektantrags fand die Auswahl statt, wobei die schriftlich formulierte Idee (ohne Visualisierung) bewertet wurde. Erst nach Erhalt der Fördersumme ging es an Konzeption und Entwurf. Ein Novum für damalige Zeiten! Mit dem Ehrenpreis für Designmanagement wurde die Relevanz der unternehmerischen Designleistung für eine (neue) Industriekultur aufgezeigt und gewürdigt.
Grundsätzlich ging es mir um Nachhaltigkeit dieses Projekts, das den Beitrag des Industrie-Designs zum Strukturwandel des bevölkerungsreichsten Landes der Bundesrepublik unterstrich. Für die Auswahl der ausgezeichneten Industrie-Produkte galten die Kriterien Innovation und Impulse, Gebrauchswert und Gestaltungsqualität sowie Legitimität und Zukunftspotenzial. Gerade die beiden letztgenannten Kriterien zielten darauf, Aspekte von Relevanz und Substanz in den Vordergrund zu rücken. Und gerade daran mangelt es in meinen Augen auch heute noch – 35 Jahre später – erheblich …


