Prospektives Denken: Regelbruch im Wettbewerb der Zukünfte

Wer heute Regeln brechen will, darf kein Spielverderber sein! Die Revolution wird mit kühlem Kopf und nicht mit heißem Herzen gemacht! Nicht Hitzköpfe und Aktionisten sind gefragt, sondern Strategen mit Kalkül. Wir reden über tatsächliche Innovationen und wir reden über lebendige Transformationen.

Sowohl der Maler Vincent van Gogh als auch das Multi-Talent Andy Warhol veränderten die Kunstwelt und setzten neue, bis dato unbekannte Maßstäbe. Während van Gogh zwar von einer Künstler-Gemeinschaft träumte, war er doch eher der genialische Einzelgänger, der seine künstlerischen Konflikte mit sich austrug. Hingegen Andy Warhol, der Anfang der 1960er Jahre seine berühmte „Factory“ gründete, war sehr stark außen-orientiert und ständig von seiner Entourage umgeben. Kann man bei van Gogh noch vom Gemälde sprechen, sind es bei Warhol schon Projekte und Strategien. Beide haben ohne Zweifel Kunstgeschichte geschrieben, weil sie den Kanon der arrivierten Konzepte ihrer Zeit verließen und mit eigenen Ausdrucksformen experimentierten.

Wer also heute einen neuen Meilenstein der Geschichte schaffen will, muss die bahnbrechenden Entwicklungen in seinem Metier kennen. Das gilt gerade für die Akteure in Wirtschaft und Wissenschaft, in Politik und in der öffentlichen Administration. So lassen sich die generellen Erkenntnisse aus der Entwicklung der Kunst prinzipiell auf die Situation unserer Gesellschaft übertragen. Nehmen wir ernst, dass ein „Weiter so!“ keine Option ist, dann brauchen wir Menschen, die den Mut und die Möglichkeit zum Ausscheren haben. Ohne diese drei großen „M“ wird es keine Innovationen geben, die eine Transformation ermöglichen und unseren Wohlstand erhalten.

Innovationen bergen nicht nur das Risiko eines Flops, sondern auch das der “vergeigten“ Ressourcen und Chancen. Was unweigerlich wieder die Menschen auf den Plan ruft, die es schon immer besser wussten und deswegen sowieso dagegen sind. Um hier Risiken zu verhindern oder wenigstens zu minimieren, braucht es progressive Konzepte der Bildung und Weiterbildung, die vermitteln, wie Innovation durch Transformation funktionieren kann, ohne die Komplexität der gesellschaftlich-politischen Rahmenbedingungen zu ignorieren. Voraussetzung dafür ist immer Wissen – wer neue Maßstäbe setzen will, muss die Meilensteine seiner Domäne kennen. Darüber hinaus muss man den „State-of-the-Art“ in seinem Metier können. Erst dann können neue Konzepte experimentell entwickelt werden.

Wer also neue Maßstäbe setzen will, die vielleicht auch ein Stück Geschichte schreiben, sollte schon in der Schule lernen, wie man Regeln bricht, ohne als Spielverderber zu gelten …

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