Kein Verstecken hinter „prähistorischen“ Verdiensten

Die Transformation rückt immer näher und wird unbequemer! Die Lernkurven müssen daher steiler werden. Dafür wird sich die Wohlstandskurve wohl abflachen. Alles kein Grund zur Sorge. Hat doch unsere Lernfähigkeit viel Luft nach oben, und unser Reichtum wird nur eine andere Qualität bekommen. Das wird die Lebensbereiche aller Menschen tangieren und auch die Curricula der wissenschaftlichen Disziplinen. Die Designwissenschaft darf nicht weiter unter dem Radar fliegen, sondern ist gut beraten, sich offensiv und proaktiv der großen Herausforderungen anzunehmen. Leider ist ihre Bedeutung in Diskursen gesellschaftlicher Relevanz eher marginal. 

Im Grunde steckt das Design noch immer in der Welt der materiellen Dienstleistungen fest. Dabei müsste es komplexer werden, weil die Transformation viel höhere Anforderungen an die Kreativität der DesignerInnen stellt. Gerade im Industrial Design werden beispielsweise die Umgestaltung der Wertschöpfungsketten und der Einsatz neuer ökologischer Materialien für Wirbel im Prozess der Innovationsentwicklung sorgen. Mit der gesteigerten Komplexität werden sich auch die beruflichen Kompetenzen anpassen müssen. Wenn sich der Wohlstand unserer Gesellschaft neu erfindet, dann werden die vielen Re-Design-Aufträge wegfallen und es stellen sich neue Anforderungen durch immaterielle Denkleistungen eines transformativen Innovationssystems. Zu erweitern hat sich die etablierte DesignerIn-Kompetenz in der operativen und strategischen Funktionalität durch eine normative und logischerweise auch durch eine transformative Fähigkeit. Diese beiden zusätzlichen Funktionalitäten sind gleichzeitig wissensintensiv und antizipativ. Hier wird die Kooperation mit anderen Disziplinen eine Form neuer Konvergenz annehmen müssen. Die Welt von morgen ist keine Fortschreibung der Welt von heute, sondern ein Neu-Entwurf, an dessen Realisierung sich die Zivilisation wird messen lassen müssen. 

Das Design hat eine hohe Professionalität in der angebotsseitigen Produktgestaltung und auch in der wettbewerbsorientierten Programmkonzeption der Unternehmen in den Jahren der kontinuierlichen Entwicklung einer „Mehr-desselben“-Marktwirtschaft erreicht. Das Verstecken hinter „prähistorischen“ Verdiensten wie einem Papanek-Konzept oder den Designkriterien von Dieter Rams wird unmöglich und das Design als eigene Wissenschaft nicht retten! Eine in Transformation befindliche Wirtschaft braucht neue und nachhaltige Planungsparadigmen. Sie werden sich an strukturellen und systemischen Innovationen auszurichten haben, die sowohl technisch und sozial als auch ökonomisch und ökologisch neue Wege gehen müssen. Dafür ist eine seriöse Perspektivenpolitik zu verhandeln, deren Leitlinien diesen tiefgreifenden Strukturwandel forcieren. Wir haben es zunehmend mit abstrakten Innovationen zu tun, die sich synergetisch im System verbinden müssen. Es gibt viel zu innovieren …

Bildquelle: Eigenes Bild