Es gibt Sätze, die brennen sich ein und können das Leben verändern. Aus der Philosophie stammt die Erkenntnis: „Du musst das Wesen von etwas ergründen, wenn du es verstehen willst.“ Dieser Satz hat sich in meinem Kopf häuslich eingerichtet und versucht ständig, mich vor dem Denken in Überschriften zu bewahren (was nicht immer gelingt!). Seitdem bemühe ich mich, an Oberflächen zu kratzen und hinter die Fassaden zu schauen. Es braucht ein tiefes Verständnis, um das Wesen von etwas zu erkennen.
Dabei zählt auch das Wissen um die inhaltliche Polyvalenz von Begriffen. Geht es doch um das Wesen eines Phänomens, das sich gleichermaßen aus dem Wesen der Profession und der individuellen Persönlichkeit speist. Wer das Design verstehen will, muss die DesignerInnen kennen und vice versa. Das Genuine einer Disziplin erschließt sich nicht nur durch das Studium der Fachliteratur, sondern auch durch Beobachtung und Zusammenarbeit mit den Menschen in ihrer Domäne. Erst dann sieht man, welcher Nutzen, welche Optionen und welche Perspektiven sich eröffnen. Nach meinen Erfahrungen ist es die außergewöhnliche Spezifik der Designkreativität, die das Wesen von DesignerInnen und Design ausmacht. Nehmen Sie nur den sensationellen Erfolg von Design Thinking, einem kreativen Prozess, der Ansätze neuer Problemlösungen erschließt. Erfunden von den Ideo-DesignerInnen in Stanford und weltweit erfolgreich in allen Themen und von allen Disziplinen eingesetzt.
Für die Korrespondenz von Designkreativität und Problemlösungskompetenz braucht es Menschen, die wissen, wie aus einem unscharfen Problem ein konkretes Projekt entsteht und für die vermeintliche Umwege eine Form der Effektivität sind. Angetrieben werden sie von einem Ehrgeiz, der komplexe Aufgaben in konstruktive Beiträge für intelligente Innovationen transformiert. Es ist die kongeniale Aufeinanderbezogenheit von Persönlichkeit und Profession, die aus der Potenzialität der Imaginationsfähigkeit und der Programmatik des Innovationscredos eine neue Welt schafft. So verbinden sich Gestaltungswille und Gestaltungsprofessionalität. Das ist die Basis, auf denen Neuerungen stehen. Gemeint sind technische und soziale, ökonomische und ökologische Innovationen, die die Transformation unserer Gesellschaft voranbringen können.
Es sind die Menschen, die offen in ihrer Wahrnehmung sind und für die Zukunft eine neue Kategorie und nicht die Fortschreibung der Gegenwart ist. Es sind die Menschen, die Optionen der Zukünfte imaginieren und auch öffentlich diskutieren können. Die Lösung zu gesellschaftlich relevanten Problemen findet sich nicht in den Problemen selbst – sie findet sich immer in der Person des Problemlösers.
Das Wesen des Designs als Profession ist, dass diese wissenschaftlich modellierend entwirft und unsere artifizielle Welt sinnstiftend konzipiert. Potenzialität und Programmatik, die der Transformation auf die Sprünge helfen …

