Eigentlich sollte es längst der Normalfall sein und nicht die Ausnahme. Das Unternehmen Edding macht vor, wie Transformation gehen kann – und ist noch ein Vorreiter. Denn die Hybris unserer Wohlstandgesellschaft scheint uns die Risiken des Klimawandels und seiner Konsequenzen völlig vergessen zu machen. Selbst wenn unser Bundespräsident via TV in diesem Kontext um Spenden für die Welthungerhilfe wirbt, mag das zwar ehrenwert sein, aber eben nicht strukturell problemlösend. Dagegen klingt das in Steinmeiers TV-Rede angeführte Beispiel von Ciprianu, einem jungen Afrikaner, der sich als Unternehmer mit Sonnenkollektoren versucht, überzeugender. Bemerkenswert seine Aussage „Es geht um mehr als ums Geldverdienen.“
Wenn also ein Unternehmen wie Edding sagt, „Umsatz und Gewinn sind uns nicht mehr so wichtig“, dann nicht, weil sie täglich wie Dagobert Duck in ihren randvoll mit Goldmünzen gefüllten Pool springen. Das Management von Edding hat den Unterschied zwischen Mittel und Zweck verstanden. So bekommt der Spruch „Der Zweck heiligt die Mittel“ eine völlig andere Konnotation – Nachhaltigkeit als Zweck und das Geldverdienen wird zum Mittel dafür. Möglicherweise haben gerade Familienunternehmen eine andere Beziehung zum Begriff der Nachhaltigkeit als große Konzerne und Kapitalgesellschaften. Es geht eben nicht um das schnelle Geld, sondern um die langfristige Befähigung des Unternehmens zur auskömmlichen Existenz am Markt. Um das Unternehmen enkelfähig zu machen, braucht es eine substanzielle Erneuerungsfähigkeit und die Intelligenz zur Wahrnehmung des gesellschaftlichen und ökonomischen Paradigmenwechsels. Wer den Begriff der Enkelfähigkeit nicht als hohle Phrase, sondern als seriöses Ziel versteht, braucht in der globalen Transformation ein komplexes Innovationsverständnis, welches Basis für die Legitimation einer unternehmerischen Existenz ist. Die Erneuerung von Unternehmen bezieht sich eben nicht nur auf den wertschöpfenden und verkaufsfähigen Output ihres Tuns, sondern vor allem auf die innere Struktur ihrer Leistungsfähigkeit und ihres Wettbewerbscredos.
Wenn also beispielsweise Edding sich das Ziel setzt, seinen CO2-Ausstoss deutlich zu reduzieren, dann muss es in seine Produktionsprozesse eingreifen und vieles verändern. Es wird investiert und vor allem innoviert! Dabei werden die Innovationsprozesse des Unternehmens insgesamt in eine nachhaltige Richtung gedrängt. Da Ziele aber wohlfeil sind, werden Umsetzung und Realisierung zur Nagelprobe. Hier haben Management und MitarbeiterInnen zu beweisen, wie ernst sie es kollektiv mit der eigenen Erneuerung meinen. Die Wirtschaft braucht Transformationstreiber, Fortschrittsmacher und Wohlstandethiker in ihren eigenen Reihen! Es braucht die 360 Grad-UnternehmerInnen, die schlau und stark ihr eigenes Ding machen. Der Blick gehört nicht nur aufs Balkendiagramm, sondern auch aufs „Große Ganze“ …
