Eine dumme Frage? Noch eine sinnlose Diskussion? Nur Schwarzmalerei? Über „Management“ gibt es seit Jahrzehnten tonnenweise Literatur jeglichen Niveaus unterschiedlichster thematischer Schwerpunkte – Getretener Quark wird breit, nicht stark!
Gestatten Sie mir einen Blick aus der Vogelperspektive, orientiert an dem fast 30 Jahre alten Management-Konzept der Universität St. Gallen. Es hat drei Ebenen: die Lenkung des Unternehmens auf der operativen, die Gestaltung auf der strategischen und die Entwicklung des Unternehmens auf der normativen Ebene.
Schauen wir uns die aktuelle Krise bei VW an. Bemerkenswert finde ich, dass alle Begründungen seitens VW für die derzeitige Misere und die Analysen von Dritten, im Grunde bekannt sind. So hätte das Management auf der normativen Ebene längst erkannt haben müssen, dass der Paradigmenwechsel in der Weltwirtschaft eine Neuausrichtung bei VW erfordert. Das ist offenbar nicht im notwendigen Umfang und nicht rechtzeitig passiert. Andernfalls würde heute nicht laut über die Schließung ganzer Werke nachgedacht.
Wenn Deutschland Pech hat und die Konjunkturforscher mit ihren Prognosen und Erläuterungen richtig liegen, dann haben wir es mit einem tiefstrukturellen Problem unserer Wirtschaft zu tun. Siehe „Deutsche Wirtschaft droht erneut zu schrumpfen“, sueddeutsche.de vom 5.9.2024. Eines dieser strukturellen Probleme scheint die ungenügende Digitalisierung in Deutschland zu sein. So bemängelt die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW in ihrer jüngsten Studie, dass unsere Volkswirtschaft ein großes Defizit in der Nutzung digitaler Technologien hat. Hier liegt der Finger in der Wunde des Missmanagements auf strategischer Ebene – die Gestaltung der Unternehmen mit Blick auf Zukunftsfähigkeit findet nicht statt. Damit ist der Wohlstand in Gefahr, wie die KfW als Konsequenz dieser Schwäche für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit feststellt. Vielleicht rüttelt das den einen oder anderen auf („KfW: Deutschland hinkt bei digitalen Technologien hinterher“, handelsblatt.com 3.9.2024).
Kommen wir zur operativen, im Grunde zur „einfachsten“ und unmittelbarsten Ebene des Managementsystems – selbst hier schwächelt die Wirtschaft seit 2017. In Deutschland wird zwar mehr gearbeitet, dennoch sinkt die Produktivität. Bitte nachlesen: „Warum wir immer unproduktiver werden“, zeit.de 5.9.2024.
Ist denn die ganze Management-Literatur nur Deko? Hat sich die Welt des Wissens von der Praxis des Handelns entkoppelt? Oder kriegen wir unsere PS nicht mehr auf die Straße? Siehe VW!Meine Erkenntnisse aus der akademischen Welt des Wissens und den persönlichen Erfahrungen aus der Praxis des Handelns lauten: Erkenne deine professionellen Kompetenzen, reize sie immer wieder aus, aber wisse auch um deine persönlichen Grenzen. Eingebildete oder verordnete Omnipotenz schadet nur! Weniger Schein, mehr Sein! Weniger Selbstvermarktung, aber sehr viel mehr Zukunftsmanagement! Die Welt könnte es gebrauchen …