„Wo findet die Aushandlung von Zukunft eigentlich statt?“ Diese Frage eines Studierenden brachte mich sehr ins Grübeln. Grund genug, diese Frage zum Gegenstand einer systemischen Darstellung zu machen. Auf diese Weise ordne ich meist die Gemengelage von Gedanken und Ideen in meinem Kopf.
Mit meinem Modell beschreibe ich die Transformationszone von Wirtschaft und Gesellschaft. Hier, meine ich, sollte die Zukunft ausgehandelt werden. Voraussetzung ist, dass vorab in Gesellschaft und Wirtschaft ein gemeinsames Bewusstsein für die Dringlichkeit dieses Prozesses entstanden ist. Eine solche Transformationszone könnte das ideale Spielfeld für PolitikerInnen sein. Leider muss man konstatieren, dass die Politik hier in den letzten Dekaden keine glückliche Figur gemacht hat. Eine Erfolgsgeschichte ist die Transformation in Deutschland bis jetzt jedenfalls nicht. Dabei könnte die Politik gerade hier glänzen, gestalten und mit Weitsicht die Weichen auf Zukunft stellen.
Damit Zukunftsgestaltung passiert, sind insbesondere die neuralgischen Punkte des Transformationsprozesses genau durchzudeklinieren. Es geht um nichts Geringeres als die wesentlichen Voraussetzungen für den Erfolg des Prozesses. Dieser hat eine aufsteigende Komplexität und Reichweite – von Entwicklungs- und Produktkompetenz über Dialog- und Strategiekompetenz bis hin zu ökonomischen Anpassungen und der ökologischen Erneuerung. Diese Strukturierung soll klarmachen, wo Konfliktherde liegen und den Bedarf an Konsens identifizieren.
Entscheidend für den Erfolg des Transformationsprozesses wird der bilaterale Gestaltungswille von Wirtschaft und Politik sein. Dieser ist mit bilateraler Umsetzungskraft zu flankieren, um zügig die Anpassungs- und Erneuerungsprozesse auf den Weg zu bringen.
Wie notwendig ein solch konzertiertes Vorgehen ist, zeigt ein Punkt par excellence: „Wir haben in Deutschland die Infrastruktur verfallen lassen“ (faz.net 1.10.2024). Hier haben sich offenbar Politik und Wirtschaft gemeinsam ihrer Verantwortung entzogen. Das Zitat stammt direkt vom CEO eines global operierenden Konzerns. Nur logisch daher seine Forderung, dass sich die Unternehmen künftig stärker in die Entwicklung des Landes einbringen müssten.
Wir müssen zu einer neuen, d.h. kreativen und konstruktiven Symbiose zwischen Wirtschaft und Gesellschaft kommen. Die anstehende Erneuerung wird zu strukturellen Veränderungen in der Gesellschaft führen, die bei der Bildung beginnen und über das Gesundheitssystem bis zur Bundeswehr reichen. Das kann nur funktionieren, wenn die gesellschaftlichen Kräfte nicht gegeneinander, sondern miteinander verzahnt diese Umbruchprozesse gestalten.
Gerade die junge Generation sollte diesen Transformationsprozess ordentlich in Schwung bringen. An Hochschulen ist das Thema daher mit Priorität zu versehen. Die Transformation braucht mehr Bewegung! Künftig muss für unsere Gesellschaft gelten: Wer steht, stört! Vamos!