Was ist eine Idee? Eine Rarität.

Eine Antwort, die bei mir Zweifel weckt: In dem scinexx.de-Artikel (15.11.2024) wird aus wissenschaftlicher Sicht die Frage beantwortet, warum wir Menschen die Welt dominieren. Demnach liegt es an unserer „unbegrenzten Vorstellungskraft“. Wenn dem so wäre, könnte der Globus doch wie ein fröhlicher Ponyhof funktionieren, der von freundlichen Hippies betrieben wird. Aber offenbar ist die menschliche Vorstellungskraft eben nicht nur konstruktiv und kooperativ, sondern auch kriegerisch und zerstörerisch.

Dennoch glauben wir Menschen, alles im Griff zu haben und das Geschehen zu dominieren – unabhängig jeglicher politischen Couleur. Unsere „Vorstellungskraft“ scheint ein endgültiges Scheitern nicht im Programm zu haben. Für meine Theorie spricht, dass wohl alle Parteien in die jetzt kommende Bundestagswahl mit ihrem alten und gescheiterten Spitzenpersonal gehen werden – also mit den alten Ideen ihrer gescheiterten Politik. Dass das wieder in die Hosen gehen kann oder wohl auch muss, scheint die Vorstellungskraft sowohl der PolitikerInnen als auch ihrer WählerInnen zu sprengen. Dabei finde ich es äußerst logisch, dass es auch unsere Welt betrifft, wenn sich die Welt ringsherum verändert. Und wenn unsere Welt nicht überrollt werden soll, müssen politische Ideen her, wie dieser Prozess zu gestalten ist. In der Regel geht das nur mit neuen Ideen, weil sich die alten Ideen (und ihre Köpfe) verschlissen haben. 

Ja, ich glaube, dass Deutschland eine konservative und eine soziale, eine liberale und eine ökologische, aber auch eine linke Partei braucht. Jede demokratische Regierung braucht das Korrektiv durch eine programmatisch alternative Opposition. Aber eben nicht mit den Ideen aus der ideologischen Mottenkiste. Ja, ich glaube auch immer noch, dass mehrfarbige Koalitionen ein Land weiterbringen können. Voraussetzung ist, dass diese Parteien nicht von „Ego-Shootern“ dominiert werden. Ich hoffe, dass die Ideengeschichte der noch jungen Bundesrepublik nicht zu Ende geschrieben ist. 

Es wird höchste Zeit für eine kreativere Politik! Eine Politik, die nicht mehr von Typen und ihrer dauererigierten Machtattitüde diktiert wird. Eine Politik, die nicht einem Koitus Interruptus gleicht, weil es an strukturellen Ideen fehlt, die die Gesellschaft wirksam weiterentwickeln. Nach meinem Verständnis sind es doch die großen Ideen, die den Höhepunkt eines politischen Lebens ausmachen. Ideen, die eine Wirtschaft mit Innovationen voranbringen und Zukunft gestalten. Ideen, die Geschichte schreiben, weil sie Menschen begeistern. Ideen, die die Politik selbst verändert. 

Wir sollten akzeptieren, dass die alte Ordnung nicht wieder hergestellt werden kann. Ihr hinterher zu trauern, ist Nostalgie. Und wir sollten akzeptieren, dass wir Menschen in der Politik brauchen, die für neue Ideen stehen. Und wir sollten denen vertrauen und auch etwas zutrauen. So kann Zukunft konstruktiv und kooperativ gestaltet werden!

Bildquelle: Eigenes Foto (Streetart in Granada)