Das Fatale an diesen Zeiten ist, dass man sich an jeden Blödsinn gewöhnt hat. Nichts erscheint schwachsinnig genug, um den berühmten Kragen zum Platzen zu bringen. Immer öfter frage ich mich, wer an der Uhr gedreht hat und warum die jetzt rückwärtsläuft?
Meine Aufregung gilt der tagesschau vom 20.3.2025 und hier der Sequenz „Frauenanteil in der Unionsfraktion“. Diese beginnt mit der Meldung, dass die Unionsfraktion Julia Klöckner als Parlamentspräsidentin nominiert hat. Um anschließend zu vermelden, dass in der Fraktion Frauen deutlich unterrepräsentiert seien. Dagegen begehren die Frauen der Unionsfraktion auf und fordern 50 Prozent „der Besetzungen in Leitungsfunktionen, also in Ämtern, aber dann auch in der Bundesregierung“. Mein Eindruck: Die Union ist auf dem Weg zurück in die Steinzeit des Patriarchats. So erreichen uns Bilder vom Stammtisch mit den besten Buddys daran, statt uns eine künftige Bundesregierung mit den Besten zu präsentieren. Was angesichts des aktuellen globalen Wahnsinns und unseres eigenen schwächelnden politischen Systems mehr als überlebensnotwendig ist. Stattdessen stellen die Herren der christlichen Union die Uhr zurück. So äußerte sich der Parlamentarische Geschäftsführer Thorsten Frei (CDU) zu der Forderung seiner Parteikolleginnen im Interview: „Ich denke, dieser Vorschlag ist zu kurz gesprungen.“ Hä? Hätten die Frauen besser 100 statt 50 Prozent fordern sollen? Und weiter: „Es besteht auch die Gefahr, dass Strohfeuer entstehen.“ Ach so, wohl weil Frauen per se erst mal in die Lehre gehen müssen. Entlarvend auch der Satz: „Was wir aber brauchen, ist eine nachhaltig höhere Beteiligung von Frauen …“ Ja, aber das ist genau das, was die Frauen fordern. Sorry, aber das ist alles argumentativer Bockmist!
Der Irrsinn wird deutlich, wenn man sich die Aussage der „Beschwerdeführerin“ der CDU/CSU-Frauen, Mechthild Heil, anhört. Als kompetente Baupolitikerin wurde sie ungefragt in die „Verhandlungsgruppe Familie gesteckt“. Sind wir schon wieder bei „Familie und Gedöns“?
Nein, ich bin kein „Frauenversteher“ und ich habe als Babyboomer all die sozialen Deformationen, die man als Mann nun mal so hat. Allerdings ist mir längst klar, dass diverse Teams effektiver und effizienter arbeiten.
Nein, mir geht es nicht um das Thema „Frauenquote“, sondern um das Prinzip „Leistung und Kompetenz“. Und ich lasse mir nicht mehr im Jahr 2025 einreden, dass genau das eine rein männlich besetzte Domäne ist. Schon gar nicht, wenn unter den Buddys ein ehemaliger Verkehrsminister ist, der die Pleite unserer maroden Infrastruktur mitzuverantworten hat. Und wenn die Union tatsächlich in ihren Reihen keine Frauen für hochrangige Jobs nominieren kann, dann hat sie seit Jahren ein strukturelles Problem in ihrer Personalentwicklung!
Wie das Leistungsprinzip funktioniert, kann die Fraktionsspitze von Julian Nagelsmann lernen. In seiner Mannschaft spielten die Besten und besiegten Italien mit 1:2. Chapeau!
