Utopie – legt die Weiche richtig um!

Was mir an Deutschland stinkt, ist, dass wir keine Zukunft haben! Unser CDU-Kanzler will, dass die Bundeswehr „konventionell zur stärksten Armee Europas“ wird. In Anbetracht der Bedrohungslage nicht falsch. Aber reicht das, um die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt zukunftsfähig zu machen? Sicher nicht! Deutschland braucht ein neues nationales, wenn nicht sogar europäisches Narrativ, das die Geschichte seiner Zukunft erzählt. Mit den Säbeln zu rasseln und die Regenbogenfahne einzurollen sind eher rückwärtsgewandte und nun gar nicht progressive Aktionen.

Dabei sollte die aktuelle Bundesregierung genügend Anlass haben, über eine künftige Gesellschaftsordnung laut nachzudenken. So würde sie beweisen, dass sie über den Tellerrand der Tagesprobleme hinausdenkt und die Stimmung in der Bevölkerung ernst nimmt. Wenn fast zwei Drittel (60 Prozent) der Befragten meinen: „In Deutschland geht es eher ungerecht zu“, dann zeigt sich sehr deutlich die Größe des schlummernden Konfliktpotenzials. Nachzulesen im ARD Deutschland-Trend vom 3.7.2025. Und warum gerade die SPD als traditioneller Kämpfer für soziale Gerechtigkeit diesen Ball nicht aufnimmt, ist mir rätselhaft. Kein Wunder, dass die Partei bei 13 Prozent liegt.

Ich denke, wir entscheiden jetzt über die Zukunft Deutschlands. Im nächsten Jahr stehen wieder Landtagswahlen an und ab Mitte 2027 beginnt schon der (informelle) Wahlkampf zum nächsten Bundestag. Es gilt: Think quick, think big, think forward! Und: Es muss in Utopien gedacht werden – sonst wird wieder zu kurz gesprungen. Gerade eine pragmatische Politik braucht das kreative Korrektiv einer programmatischen Perspektive. Es braucht einen Befreiungsschlag! Wenn Zukunftsgestaltung immer gegen die Maximierung des Moments ankämpfen muss, ist sie hoffnungslos unterlegen. Es braucht die Unterstützung durch das passende politische Framing mit nachhaltigen Begriffssystemen und faszinierenden Bilderwelten in der Öffentlichkeit. Deutschland muss die Weiche umlegen: Kultur-Museum der guten Vorsätze oder Design-Zentrum der intelligenten Innovationen? Wenn Utopien öffentlich werden, prallen konservative Werte auf kreative Werke und es entzündet sich eine Diskussion über Zukunftsfähigkeit. Ein spannender Diskurs, wenn sich zwei unterschiedliche Denkwelten vermischen. 

Was wir dringend brauchen, ist eine Exit-Strategie aus dieser „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“-Haltung, die sich quer durch alle sozialen Schichten dieser Republik breit gemacht hat. Eine Voraussetzung wäre größere soziale Gerechtigkeit. Und was wir genauso brauchen, ist eine Access-Strategie, die in eine „Zukunft ist für alle da“-Haltung mündet. Auch das könnte funktionieren, wenn es gelänge, die Kräfte zu aktivieren, zu orchestrieren und zu konzertieren. Das Potenzial ist in diesem Land reichlich vorhanden!

Wer Zukunft nur als Fortschreibung der Gegenwart praktiziert, dessen Politik ist tot, bevor sie am Wahltag verstirbt …

Deutschland – Museum der guten Vorsätze oder Zentrum intelligenter Innovation? Wir werden es erleben! Street Art im MAUSA Vauban in (F) Neuf-Brisach.