Offen gestanden, es ist mir egal, ob Frau Merkel von Herrn Merz zu seinem 70. Geburtstag eingeladen wird oder nicht. Viel mehr interessiert mich, ob der Meeresspiegel steigt oder nicht. Je älter ich werde, desto intoleranter werde ich gegenüber aufgebauschten Nebensächlichkeiten. Wenn Herr Merz einige der Migranten einladen würde, die immerhin für jede siebte Patentanmeldung in Deutschland verantwortlich zeichnen, wäre das aktuell doch eine gute Maßgabe („Patente Migranten“, iwd, 21.10.2025). Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, scheint in unserer Empörungs- und nach Entertainment lechzenden Gesellschaft zunehmend unmöglich. Es wird seinen Grund haben, dass Netflix bis vor wenigen Tagen bedeutender für das Leben in Deutschland als Nexperia war. Aber das ändert sich ja gerade …
Wollen wir Deutschland wirklich erneuern oder wollen wir es einfach „nur“ erhalten? Sicher reichen oft schon die Gründe für die Erhaltung, wenn doch „Fünf von sechs Firmen von schlechter Infrastruktur beeinträchtigt“ sind (n-tv.de, 23.10.2025). Ob wir in den letzten Dekaden weder erneuert noch erhalten haben? Muss wohl so sein! In Deutschland debattieren wir den MINT-Mangel der Qualifikationen seit exakt 20 Jahren und haben hier staatlicherseits hohe Geld-Beträge in die Förderung durch Bildung gesteckt. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Mitnichten! Anders kann ich die Aussage „Schüler verschlechtern sich in MINT-Fächern“ (16.10.2025, deutschlandfunk.de) nicht interpretieren. Note Ungenügend für alle BildungspolitikerInnen in Bund und Ländern! Gibt es inzwischen ein LmaA-Gen, das unser Verhalten zunehmend prägt?
Mag sein, dass ich inzwischen auch etwas auf „Krawall gebürstet“ bin. Aber viele unserer aktuellen politischen Debatten haben nichts, aber auch rein gar nichts mit der dringend erforderlichen Erneuerung dieser Republik zu tun. Nehmen wir nur als ein Beispiel die Senkung der Mehrwertsteuer für das Gastronomiegewerbe. Nach meinem Verständnis völlig sinnlos und pure Klientel-Politik. Auch hier wieder die Frage: „Erneuern oder erhalten?“ Welche Potenziale gehen hiervon für die Erneuerung aus? Polemische Antwort: Aus „Pommes Schranke“ wird „Pommes Blau-Weiß“. Aber sonst ändert sich nix!
Von Albert Einstein stammt das Bonmot „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Ich bringe das in Erinnerung, weil es für mich genau auf unsere Situation passt. PolitikerInnen schielen immer noch auf die Prozentpunkte ihrer Partei, statt sich für die Erneuerung unserer Exportnation zu engagieren. Unsere Wirtschaft glaubt immer noch an die Kraft der inkrementellen Innovierung und vergeudet ihr kreatives Kapital in überholten Konzepten. Der Tellerrand begrenzt das Denken und verhindert eine Tournee in die Terra incognita neuer Technologien. Das Management unserer Republik braucht eine Mentalität der Möglichkeiten, die sich im Moment des Machens manifestieren. Los geht´s!

