Umgekehrte Konversion – Könnte das was sein?

De-Industrialisierung einerseits – Re-Industrialisierung andererseits! In diesen Tagen war zu lesen: „Bosch will etwa 13.000 Stellen abbauen“, und zwar in der Kernsparte Mobility (25.9.2025, tagesschau.de). Der Grund: Kosten sparen für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Und dann noch das: „Lufthansa plant Abbau Tausender Stellen“ (26.9.2025, faz.net). Sicher noch nicht die letzte Hiobs-Botschaft zum Zustand der deutschen Wirtschaft! Gleichzeitig gibt es aber auch positive Nachrichten: „Jobmaschine Rheinmetall – Wer wo gesucht wird und was Bewerber disqualifiziert“ (rp-online.de). Dort ist zu lesen: „Der Düsseldorfer Rüstungskonzern will seine Belegschaft fast verdoppeln.“ Zudem gibt es noch die spannenden Newcomer in diesem Metier – „Wie wichtig Start-ups für die Rüstungsindustrie sind“ (26.9.2025, tagesschau.de). Anlässlich der Vorstellung der Designstudie eines unbemannten Kampfjets des Münchner Unternehmens Helsing wurden auch Zahlen genannt: „Vor gerade einmal vier Jahren gegründet, wird das Start-up heute bereits mit zwölf Milliarden bewertet.“ Stramme Leistung!

Der in Österreich geborene Nationalökonom Joseph Schumpeter (1883-1950) nannte dieses makroökonomische Auf und Ab „Schöpferische Zerstörung“. Schumpeter interpretierte auch den Begriff der (disruptiven) Innovation neu. Er unterschied dabei zwischen Kapitalisten und Unternehmern. Letztere waren für ihn die, die ihre Position im Wettbewerb durch eben diese Innovationen ständig zu verbessern suchen.

In der Automobilindustrie zeigt sich die De-Industrialisierung am deutlichsten. Einen guten Einblick gibt das Interview mit einem Insolvenzverwalter „Viele Firmen stehen gerade am Kipppunkt“ (26.9.2025, zeit.de). Er beschreibt die kritische Lage der Zulieferer, die einerseits unter extremem Druck der chinesischen Wettbewerber stehen und andererseits durch das chaotische Hin-und-Her zwischen Verbrenner- und Elektromotoren heftige Einbußen zu verzeichnen haben, die zu einer steigenden Zahl an Firmenpleiten mit einem hohen Verlust an Arbeitsplätzen führen. Um dem Trend Einhalt zu gebieten, bräuchte es „Eine strategischere Politik“, so der Insolvenzverwalter.

Wie lässt sich die Spannung zwischen De-Industrialisierung und Re-Industrialisierung auflösen? Stichwort: Umgekehrte Konversion. Wenn wir in Deutschland beispielsweise in der Automobilbranche eine Tendenz zur De-Industrialisierung und parallel dazu eine Re-Industrialisierung in der Wehrtechnik haben, liegt es nahe, funktionierende industrielle Kerne durch geplante Transformation zu retten. Warum also nicht überlegen, wie man Unternehmensteile am Leben erhalten kann, weil es sowohl leistungsfähige Technik als auch die MitarbeiterInnen dazu gibt? Möglicherweise wären wir im Ernstfall souveräner und autonomer in der Lieferkette. 

Ganz sicher ist das eine Herkulesaufgabe, aber die möglichen Chancen für Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Wirtschaft sollten es der Politik wert sein …

Umgekehrte Konversion – ein Weg, um von der De-Industrialisierung zur Re-Industrialisierung zu kommen? Ein Versuch wäre es wert …