Wenn in ein paar Tagen in München die IAA ihre Garagentore öffnet, werden sich unsere Augen auf die chinesischen Newcomer im Automarkt richten. Vermutlich werden die Experten einmal mehr konzedieren, dass im Reich der Mitte schon ganz gute Autos gebaut werden, aber diese noch lange nicht so gut wie unsere hiesigen Marken seien. Begründet wird dies mit Verweisen auf unsere Tradition als Auto-Nation, auf das attraktivere German Design und den nicht flächendeckenden Service. Warum ich das weiß? Weil ich das ähnlich bei der Markteinführung sowohl der japanischen als auch der koreanischen Marken erlebt habe. Da war von „Reisschüsseln auf Rädern“ die Rede, von barockem Design und Hinterhof-Werkstätten. Und selbst Dacia von Renault wurde zuerst belächelt. Wie wir heute wissen, waren das alles Fehleinschätzungen …
Wie lassen sich solche Irrtümer vermeiden oder zumindest minimieren? Zuallererst müssen Unternehmen und auch Organisationen ihre Außenwelt genauso ernst nehmen wie ihre Innenwelt. Doch häufig ist es so: Ist ein Unternehmen auf die Erfolgsstraße eingebogen und nimmt Fahrt auf, richtet sich sein Augenmerk verstärkt nach Innen und der Kontakt zur Außenwelt verliert an Bedeutung. Man fokussiert sich auf die betriebliche Innenwelt, weil das viel „handfester“ und konkreter ist. Auch lassen sich Erfolge für die eigene Karriere schneller realisieren, weil sie sichtbarer sind. Vergessen wird dabei die Kompatibilität des Unternehmens mit den Entwicklungen der Außenwelt. Dabei ist diese die Voraussetzung, um im Inneren erfolgreich zu wirken. Und Kompatibilität erreicht man nur durch Synchronisation …
Das Verstehen der Außenwelt läuft unter dem Motto „Suchen und untersuchen!“. Es gilt, Anzeichen von Krisen zu suchen, die möglicherweise zur Bedrohung des Unternehmens werden können. Ebenso gilt es, die sich daraus ergebenden Chancen zu untersuchen. Der Begriff der Hermeneutik stammt aus der Philosophie und meint die reflektierende Interpretation von dem, was dem Menschen an Zeichen und Symbolen, an Texten und Begriffen dargeboten wird. Wer das macht, gewinnt allmählich einen Eindruck, an welchen Stellen in der Innenwelt der Organisation nachjustiert oder angepasst werden muss.
Die Überschrift für die Veränderungen der Innenwelt lautet: „Finden und Erfinden!“ In jedem Unternehmen schleifen sich Heuristiken als bewährte Faustformeln ein, die mehr oder weniger erfolgreich funktionieren. Diese werden dann als Routinen häufig nicht mehr in Frage gestellt und mindern die Leistungsfähigkeit. Diese Schwachstellen müssen gefunden werden, genauso wie die eigenen Potenziale zur Erneuerung.
Ob freiwillig oder unfreiwillig – die gesamte Wirtschaft befindet sich in der Transformation. Unternehmen müssen neue Produkte und meist auch neue Geschäftsmodelle erfinden. Sie brauchen Innovationen, um global erfolgreich zu bleiben. Innere Veränderungen beginnen mit dem Verstehen der Außenwelt.
Wer nicht mit der Zeit geht … Sie wissen schon …
