Es gibt sie noch – die gute, alte analoge Welt! Auch wenn sie es sich recht bequem macht und bräsig wirkt. Hoffentlich kommt bald Tempo drauf! Die Dynamik der digitalen Welt muss schnell für mehr Frische und Esprit mit natürlicher und humanistischer Intelligenz sorgen. Gibt es doch inzwischen solche, die meinen, sie könnten den bodenständigen Homo faber hinter sich lassen und sich zum größenwahnsinnigen Homo Deus aufschwingen.
Der Konflikt zwischen den beiden Homo-Epitheta ist wohl schon im Gang. Wenn die Tech-Elite um den US-Vizepräsidenten J.D. Vance von einer monarchistischen Techno-Diktatur „träumt“, dann wähnt man sich der göttlichen Schöpfungskraft nah. Welche Bedeutung hat das eigentlich? „Welt ohne Kompass – das Ringen um eine neue Weltordnung“ (8.8.2025, handelsblatt.com) beschreibt sehr plausibel den schon lodernden Meta-Konflikt. Und das Denken darüber passiert nicht in irgendwelchen Hinterzimmern in einer Reichsbürger-Provinz, sondern vor unser aller Augen auf der Weltbühne. So konkretisiert sich ein neues interessengeleitetes Weltbild als Grundlage einer neuen Weltordnung. Und daran scheint unter anderem den Herren Karp, Thiel und Musk viel gelegen zu sein – siehe HB.
Es wird höchste Zeit, dass der Homo faber aus seinem Hamsterrad des ständigen Schaffens aussteigt und sieht, was sich alles um ihn herum schon verändert hat. Nehmen wir zum Beispiel den Arbeitsmarkt: „KI verdrängt Berufseinsteiger – Welche Skills jetzt gefragt sind“ (12.8.2025, handelsblatt.com). „Demnach sank der Anteil ausgeschriebener Einsteigerjobs seit 2023 stark. Im ersten Quartal 2025 lag er 45 Prozent unter dem Durchschnitt der betrachteten fünf Jahre – und damit auf dem absoluten Tiefpunkt.“ Auf dem Anfängerlevel entfallen massenweise Einstiegschancen – strukturell und nachhaltig. Empfohlen werden dagegen die Skills: „Neben KI-Kompetenz sind heute vor allem Neugier, Kommunikationsstärke, kontinuierliche Lernbereitschaft und emotionale Intelligenz gefragt.“ Ob das tatsächlich die Unwucht zwischen Bedarf und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt verhindern kann? Mal abgesehen davon stellt sich die Frage, ob die hochschulischen Lehrpläne sich schnell genug anpassen. Wenn neben dem KI-Wissen gerade Kreativität und Innovation, Kommunikation und Empathie, Lernfähigkeit und Selbstorganisation gefragt sind, darf sich das Bildungssystem nicht verweigern.
Es geht um Ehrlichkeit und Selbstkritik uns gegenüber – nicht um Lippenbekenntnisse, Symbolpolitik und das Einschlagen auf totgerittene Gäule. Vor allem aber sollten wir dagegen aufbegehren, dass sich die Gegner der Demokratie „effektiv“ organisieren. Demgegenüber müssen die Demokraten ihre Fähigkeit zur konzertierten Aktion wieder neu lernen. Wenn unser altes Weltbild überholt ist und uns ein neues Weltbild aufgezwungen wird, das zutiefst undemokratisch und inhuman ist, sollte sich der Homo faber mit allen seinen Kräften für einen Gegenentwurf engagieren. Auf zum Wettstreit …
