Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Deutschland muss sich neu erfinden! Aber: „Deutsche sind kaum bereit für schmerzhafte Reformen“ (21.8.2025, faz.net). Befragungen zur deutschen Reformbereitschaft sind frustrierend. „Keine dieser Entwicklungen“ – gemeint sind strukturelle Eingriffe in den Staat – „wurde auch nur von einer relevanten Minderheit akzeptiert“, obwohl deren Plausibilität von den meisten anerkannt wird.
„Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“, flehte Jesus vor seinem Leidensweg. Für mich bringt dieses Zitat die Absurdität unserer gesellschaftlichen Situation und Stimmung auf den Punkt. Es gibt keine bessere Metapher für kollektiven Verantwortungsverlust.
Aktivitäten wie #NavigatingChange von Sven Neumann sind überfällig als Anstoß gegen die „Null Future“-Stimmung im Land. Wie schafft es das einzelne Unternehmen, gegen diesen Strom der schlechten Laune und totaler Verzagtheit anzukämpfen und seine Zukunft nicht aufzugeben? Ich freue mich, dass ich in dieser Reihe Gelegenheit erhalte, in einem für Oktober 25 geplanten Interview zu Wort zu kommen. Mein Credo: Wandeln passiert durch Handeln. Erkenntnisprozesse sind wichtig, bleiben aber ohne Umsetzung nutzlos. Das ist auch immer die Erfahrung aus der Arbeit unseres Büros gewesen, das jahrelang Unternehmen und Organisationen an Weichenstellungen begleitet hat.
Heute nimmt die Zahl der neuralgischen Punkte zu, die von Unternehmen immer schnellere und grundlegendere Wandlung erfordern. Die Antwort darauf kann nur entschiedener Gestaltungswille und ebenso energische Umsetzungskraft lauten. Diese Fähigkeiten fallen aber nicht vom Himmel, sondern setzen ehrliche Selbstanalyse und zum Teil auch schonungslose Veränderungsbereitschaft im Unternehmen voraus – angefangen bei der Legitimation des Nutzens. Zu fragen wäre z.B.: „Würde die Welt uns vermissen, wenn es unser Unternehmen und unser Angebot nicht mehr gäbe?“ Wer die Frage nicht schnell und eindeutig positiv beantworten kann, muss sofort seine Entwicklungs- und Produktkompetenz kritisch hinterfragen und seine Innenwelt dynamisieren. Dies als Voraussetzung für die Synchronisation mit der Außenwelt, wo sich die eigentliche Transformationszone befindet.
Der Wettbewerb auf realen Märkten zwischen den Unternehmen ist eine Sache, eine ganz andere der Wettbewerb der Volkswirtschaften. Wie wichtig das ist, zeigt der Beitrag „Auf der Suche nach dem Ausweg aus dem Abstieg“ (19.8.2025, faz.net). Bei den fünf wichtigsten Zukunftstechnologien – Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, Biotechnologie, Raumfahrt und Robotik – schafft es Deutschland noch gerade ins Ranking der Top Ten, das von den USA und China dominiert wird. Zu schlecht für die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und ein Indikator für den Nachholbedarf der einzelnen Unternehmen.
Baustellen für Unternehmen in der Transformation gibt es genug – ich freue mich auf die kritischen Fragen von Sven Neumann.
