Symbol-Politik kreiert nichts Neues!

Vielleicht ist es völlig sinnlos, zu opponieren und sich über Dummheiten und Widersprüche aufzuregen. Ich will aber auch nicht eines Tages vor meinen Schöpfer treten und mir von ihm unterlassene Hilfeleistung oder gar „Feigheit vor dem Feind“ vorwerfen lassen. Wer der Feind ist? Das sind wir selbst! Es ist die Beschäftigung nur mit uns, die Selbstzufriedenheit und ihre Selbstreferenzialität.

Was hat der „Strategiekreis Technologie und Innovation“ unseres Bundeskanzlers Friedrich Merz damit zu tun? Vordergründig betrachtet, kann man eine solche Einrichtung nur begrüßen. Kratzt man aber am Lack der Oberfläche, kommen mir doch erhebliche Zweifel. Ich denke, dass es höchste Zeit ist, die Wirksamkeit derartiger Beratergremien zu hinterfragen. Klang doch unter dem Kanzler der „Fortschritts-Koalition“ Olaf Scholz der Kreis sogar noch ambitionierter, nämlich „Zukunftsrat“. Zudem gab es eine ähnliche Einrichtung schon zu Zeiten von Kanzlerin Angela Merkel, die 2010 den „Innovationsdialog“ einrichtete. 

Wir sind jetzt 15 Jahre weiter und müssen konstatieren, dass unsere Volkswirtschaft einen deutlichen Nachholbedarf hat. Oder wie soll man die Aussage der „Wirtschaftsweisen“ Monika Schnitzer interpretieren: „Wir sind nicht innovativ genug.“ Nachzulesen in „Die Regierung hat den Ernst der Lage nicht erkannt“ (12.11.2025, zeit.de). Alle diese Arbeitsgruppen scheinen nicht viel gebracht zu haben. Sonst wären wir nicht im Ranking der innovativsten Länder aus den Top Ten geflogen. Und wir würden uns nicht schon im dritten Jahr einer Rezession befinden. 

Wenn man sich den Kreis des aktuellen Gremiums anschaut, findet man die „üblichen Verdächtigen“. Alle Teilnehmer sind politisch sicherlich gewandt und sehr gut vernetzt. Aber echte Kreative, die gegen den Strich gebürstet sind, sehe ich hier nicht. Für mich ist echte Kreativität die Voraussetzung für erfolgreiche Innovation.

Wir brauchen Erneuerung! Aber wir schaffen es nicht, die ausgetretenen Trampelpfade unserer Vergangenheit zu verlassen. Symbol-Politik vertagt, kreiert aber nichts Neues!

Die Bundesrepublik Deutschland hat ein strukturelles, ein systemisches Problem der Erneuerung. Für mich wird das nicht nur sichtbar, wenn unsere Wettbewerbsfähigkeit beklagt wird, sondern wenn man sich die Instrumente anschaut, mit denen diese wieder gestärkt werden soll. Offenbar hat diese Gesellschaft ihre Fähigkeit verloren, sich den veränderten Umgebungsbedingungen anzupassen. Probleme konnten erfolgreich verdrängt werden. Diese ubiquitäre Omnipotenz der halluzinierten Lösungskompetenz haben wir mit schwindender Resilienz bezahlt. Mit Geld respektive Schulden allein lassen sich Volkswirtschaften nicht transformieren.

Die Zukunft selbst darf aber kein Un-Ort sein. Wir müssen zeigen, dass wir eine gerechte Neukonstruktion und keine abgestandene Rekonstruktion unserer Volkswirtschaft haben wollen. Neue Probleme brauchen neue Instrumente, die neue Lösungen entwerfen!

Defekt! Wer nur ausgelatschten Trampelpfaden folgt, wird keine nachhaltige Innovationspolitik kreieren. (Bild: Autor)