Kreativität – wie kommt die Kuh vom Eis?

Haben Sie eine Idee, wie sich eine leere, ausgediente Plastikflasche neu verwenden lässt? Gemeint ist eine Flasche für Putz- oder Waschmittel im Haushalt. Haben sie Ideen, wie man die Kuh vom Eis kriegt? Gemeint sind Unternehmen, die nach Orientierung in einer Wirtschaftsordnung suchen, die aus den Fugen geraten ist. Frage 1 können Sie schnell beantworten, indem Sie beispielsweise auf YT nach einem Video unter dem Stichwort „5-minutes crafts“ suchen. Eine Antwort auf Frage 2 werden Sie weder in der aktuellen Managementtheorie finden noch in den sozialen Medien. Sie werden Ihre „Grauen Zellen“ aktivieren und gemeinsam mit vielen MitarbeiterInnen (und BeraterInnen?) intensiv und lange überlegen, wie man die Kuh vom Eis kriegt. Wie bereitet sich Ihr Betrieb auf eine Zukunft vor, die sich nur sehr widerwillig und schleppend zu erkennen gibt? 

Die Frage „Gibt es eine Anleitung für Kreativität?“ (7.10.2025, faz.net) lässt sich nur differenziert beantworten. Ist der Gegenstand der Frage eher der Alltagskreativität zuzuordnen, dann greifen vermutlich die Kreativitätstechniken, die man schon in der VHS in passenden Kreativ-Workshops erlernen kann. Handelt es sich aber um eine komplexe Gemengelage, die sowohl in der Analyse als auch in der Synthese keine Vorbilder hat, wird jeder sein eigenes Konzept der Problemlösung erarbeiten müssen. Hier ist tatsächlich Einfallsreichtum gefragt.

Es muss uns gelingen, Kreativität als Meta-Fähigkeit in Politik und Wirtschaft seriös zu verankern. Sonst werden wohl die volkswirtschaftlichen Probleme immer größer. Beispiel: „Mehr als 50.000 Jobs binnen eines Jahres gestrichen“ (26.8.2025, tagesschau.de) zeigt den Aderlass der Automobilbranche, die zentral für die deutsche Wirtschaft ist. Wie erklärt man einem CEO die Bedeutung von Kreativität im Rahmen seiner Tätigkeit? Sicher nicht mit Blumenvasen aus Plastikflaschen. Schon eher mit Schumpeters Begriff der „Kreativen Zerstörung“. Zwar klingt die Formulierung eher nach Abriss als nach Neubau, aber gemeint ist nicht weniger als eine Kreativität, die Auswege aus scheinbar unlösbaren Dilemmata aufzeigt. Gemeint ist eine Mentalität, die in Möglichkeitsräumen denkt und die Problemlösungskompetenz um ein Mehrfaches vergrößert. Voraussetzung dafür aber ist, dass die „Lobby der Bedenkenträger“ an Macht verliert und von einer „Erneuerung des Denkens“ abgelöst wird. Management wird zur Kunstform, wenn Philosophie als Booster für ökonomisches Denken und Handeln integriert wird. Design (Interpretation und Intervention) wird als planerisches Prinzip internalisiert und Kreativität (Imagination) als soziale Prämisse praktiziert. In Summe ergibt das die Kompetenz zur Innovation.

Kreativität in der Unternehmensführung stärkt die ex ante-Perspektive und wird damit zum Future Management. Zukunftsgestaltung ist Transformation, und für die Transformation ist Zeit eine knappe Ressource. Kreativität holt die Zukunft in die Köpfe der Menschen!

Kreativität muss in die oberen Etagen der Spitzen-PolitikerInnen und des Top-Managements. Nur so ist Transformation machbar!