Reiseführer Kreativität: 60 Essays zur gesellschaftlichen Relevanz

Nicht nur aus Sicht der Astronauten auf der ISS ist es egal, ob Donald Trump seine Politik wöchentlich, täglich oder stündlich ändert. Es ist egal, weil es so, wie es war, nie wieder sein wird. Damit ist klar, dass sich die Welt respektive Deutschland schnellstens verändern muss. Denn die Regeln der Zusammenarbeit sind strukturell andere. Das hat zur Folge, dass wir uns neue Systeme und Strukturen, neue Strategien und Schutzwehren erdenken und erschaffen müssen. Und das wiederum wird nicht ohne Ideen, also Kreativität passieren. 

In meiner Zeit als praktizierender Designer habe ich mich überwiegend auf die Wirkung von Kreativität im operativen und strategischen Bereich fokussiert. Seitdem ich als Designwissenschaftler tätig bin, fasziniert mich Kreativität mehr auf der Metaebene, die im normativen und transformatorischen Bereich eine hohe Bedeutung hat. Diese Dimension von Kreativität ist Voraussetzung, um beispielsweise strukturelle Reformen zu entwickeln und umzusetzen. Kreativität ist nicht nur für deren Genese verantwortlich, sondern genauso für Gestaltung und Realisierung. Denn erst mit der erfolgreichen Umsetzung kann man von Innovation sprechen. Und Innovation im weitesten Sinn braucht unser Land. Denn Deutschland und Europa werden sich neu erfinden müssen, wollen sie nicht zum Kollateralschaden der MAGA-Politik werden. Nicht zu vergessen der aggressive Putin-Imperialismus und der „real existierende“ Klimawandel.

Mit den hier vorgestellten Essays der letzten drei Jahre zum Thema Kreativität habe ich einen „Reiseführer“ zusammengestellt, um eine philosophische Pilgerreise zu den untoten Problemen einer unendlichen Perspektive zu unternehmen. Untote Probleme, weil sie nach wie vor ungelöst sind. Unendliche Perspektive, weil eine sich innovierende Gesellschaft unendliche Optionen hat.

Die Essays sind in fünf Kapiteln gruppiert: Zur produktiven Provokation, zum politischen Portfolio, zum professionellen Privileg, zur progressiven Programmatik und zu planerischen Prozessen. Es geht mir um die gesellschaftsrelevante Bedeutung von Kreativität, die ihr Potenzial in Übergangszeiten ausspielt. 

Was es heißt, Kreativität auf der Metaebene zu betrachten, kann man im Buch „Abundance“ nachlesen („Es könnte ja auch gut gehen“, 8.4.2025, zeit.de). Es geht darin um Wohlstand im Überfluss. Allerdings wird Wohlstand neu definiert und Überfluss wird als das Elementare einer ausgeglichenen und friedvollen Gesellschaft verstanden – Wohnraum und Gesundheit, Energie und Infrastruktur. Dass das Elementare nicht allen und überall und nicht ausreichend zur Verfügung steht, liegt an falschen strukturellen Entscheidungen der letzten einhundert Jahre, so die beiden amerikanischen Autoren Ezra Klein und Derek Thompson. Für mich folgt daraus: Kreativität muss als Prämisse und Postulat für eine tiefgreifende und permanente Erneuerung gelten. Kreativität ist eine universale Kraft, mit der wir viel häufiger „die Muskeln spielen“ lassen sollten!

Kreativität – ein Reiseführer für ihre Relevanz auf der Metaebene. (Foto: STOCKbyte)