Gestaltung: Transformation als Lebensform

Gestaltung ist ein Kreislauf, der kein Optimum, keine Ruhepause und kein Ende kennt. Wollen Organisationen ihren eigenen Lebenszyklus verlängern, müssen sie dauerhaft in Bewegung sein. Auch wenn sich Intensität, Rhythmus und Tempo ändern, sind sie immer „unterwegs“. Sie sind in einem permanenten Kreislauf, der sich durch Inspiration erneuert und durch Innovation legitimiert. Ein Kreislauf, der von den Beteiligten die Fähigkeit zur individuellen Imagination erwartet und sie in die Lage versetzt, kollektive Ideen zu produzieren. Es ist ein strukturierter Kreislauf, der nicht von strategischer oder gar praktischer Problemlösungskompetenz dominiert wird, sondern durch Vitalisierung und Erneuerung auf eine Stärkung des „Immunsystems“ zielt.

Aber was heißt Gestaltung konkret? Und wie operationalisiert man permanente Entwicklung und erklärt, was wie passiert?

1. Wahrnehmung + Interpretation = Inspiration

      Die Voraussetzung für Inspiration ist, dass die Organisation auf Wahrnehmung angelegt ist und registriert, was sich in- und außerhalb des eigenen „Universums“ entwickelt. Dessen Relevanz ist zu analysieren, aber vor allem zu interpretieren. Die Ruppigkeit des operativen Tagesgeschäfts muss außen vor bleiben. Den „Sinnesorganen“ der Organisation obliegt es, frühzeitig substantiierte Veränderungen zu erkennen.

      2. Fantasie + Entwurf = Imagination

      Welche neuen Möglichkeitsräume ergeben sich aus den Erkenntnissen? Inspiration motiviert und wandelt sich um in Fantasie, die zusätzliche Optionen eröffnet. Zukünfte werden entworfen und verworfen, um zu alternativen und denkbaren Dimensionen des Handelns zu gelangen. Imagination schafft Bilderwelten und Begriffssysteme, die wie ein „Reiseführer“ wirken können.

      3. Wissen + Kreativität = Ideen

      Bis zu diesem Punkt wurde mit Annahmen gearbeitet, die nun zu verifizieren oder zu korrigieren sind. Es wird jetzt wertvolles Wissen erarbeitet, das die Grundlage für das weitere Vorgehen bildet. Nun entsteht Kreativität auf rationaler Basis, die Zukunft konkretisiert. Daraus leiten sich sinnstiftende Ideen ab, die noch im Konjunktiv formuliert werden, aber Entwicklungsrichtungen skizzieren.

      4. Design + Investition = Innovation

      Langsam, aber kontinuierlich entwickelt sich ein Plan, der realistisch und machbar erscheint. Ein relativ verbindliches Design schafft die Basis für die Entscheidungen notwendiger, eventuell auch weitreichender Investitionen. Neue Produkte, neue Prozesse und neue Programme fördern inkrementelle oder disruptive Innovationen. Das Ziel müssen – zumindest temporär – Innovationen mit Alleinstellung sein, die ihre eigene Zukunft gestalten.

      In diesem Kreislauf sind kollektiver Gestaltungswille und -kraft prägend. Dem Zufall wird wenig überlassen, weil höchste Professionalität als selbstverständliches Postulat gilt. Jede Organisation braucht vitalisierende, lebensverlängernde Maßnahmen, die das Altern verlangsamen bzw. verhindern.

      Organisationen ohne intaktes Immunsystem leiden an der Innen-Außenbeziehung – Transformation braucht die Selbstverständlichkeit. Bild aus „Parkleuchten 2025“ im Essener Grugapark (Foto: Autor)