Irgendwie ist es die Quadratur des Kreises und das auch noch in der dritten Dimension. „Junge Forschende sollten lernen, ihre Arbeit besser zu verkaufen“. Vordergründig betrachtet, ist dies eine berechtigte Forderung. Schaut man genauer hin, erkennt man aber eine Problematik, die sich nicht mal so eben lösen lässt.
Nach unserem Verständnis beginnt das Problem nicht erst im Forschungsprojekt zu Beginn der Karriere, sondern bereits mit dem Eintritt in das Studium. Wir sprechen hier von WissenschaftlerInnen, deren Bildung auf Curricula beruht, in denen die Vermittlung des deklarativen Fachwissens den mit Abstand größten Anteil am Workload haben. Wo bleibt da die Bildung von Kommunikationskompetenz oder – weiter gefasst – die Heranführung an Future Skills? Oder gilt hier immer noch das Verständnis, dass die Future Skills in der Lehre wie Cookies zuhause behandelt werden? Ab und an gibt es zur Belohnung einen Keks, ansonsten bleibt die Dose zu?! Nach dem Studium treten diese jungen Menschen in die professionelle Welt ein, die nach völlig anderen Gesetzmäßigkeiten funktioniert und nichts von der Betulichkeit eines Studiums hat. Und wenn sie dann das Glück haben, in herausfordernden Forschungsprojekten eingesetzt zu werden, werden all ihre Kreativität und ihre fachwissenschaftlichen Kompetenzen von dieser Aufgabe absorbiert.
Unterm Strich: Wissenschaftskommunikation bleibt bei den meisten auf der Strecke. Ja, natürlich ist es richtig, dass sich WissenschaftlerInnen mit der Gesellschaft im Austausch befinden. Und selbstverständlich sind die Interessenslagen unterschiedlich, die Rahmenbedingungen des Handelns sind differenziert und es werden unterschiedliche Sprachen gesprochen. Aber die Lösung dieses Problems darf nicht auf die schwächsten Glieder der Kette delegiert werden – nämlich den Nachwuchs in der Forschung. Vielmehr muss Wissenschaftskommunikation systemisch, strategisch und strukturell durch die Institution Hochschule geleistet werden! Und hier ist der Nachholbedarf immens. Das liegt nicht nur an der Unterbewertung dieses Leistungsbereichs, sondern auch an dem weltweiten Krieg, der in der Kommunikation stattfindet.
Schauen Sie sich nur an, was sekündlich im Internet passiert. Es ist eine ungeheure Inflation von Informationen, die alle um unsere Aufmerksamkeit kämpfen. Die Methoden dieser Auseinandersetzung sind auch nicht immer redlich und angemessen – Betrug mit Bedeutung findet permanent statt. Wissenschaftskommunikation respektive die Kommunikation von WissenschaftlerInnen funktioniert nur eingeschränkt und bedarf der dringenden Neubewertung und eines Resets im Curriculum.
Die Komplexität unserer Welt lässt sich nur wissensbasiert und dialogisch verstehen …