Prozedurales Denken: Im Kosmos diverser Kompetenzen

Sie sind eine kleine und qualifizierte Minderheit. Die Rede ist von rund 70 Design-Hochschulen mit ihren gut 30.000 Studierenden. Elf Mal größer ist die Zahl derer, die Ökonomie (BWL und Wirtschaftswissenschaften) studieren. Etwa 330.000 junge Menschen lernen den Unterschied von Soll und Haben. In Anbetracht des Umbaus der Gesellschaft und ihrer Wirtschaft kommen auf beide Berufsgruppen und Bildungsstätten noch große Herausforderungen zu.

Der Bedarf nach gesellschaftsrelevanter Kreativität mit Konzepten, die flexibel, nachhaltig und wertschöpfend wirken, steigt gerade immens. Das bleibt nicht ohne Einfluss auf die Design-Hochschulen: Credo und Curriculum werden komplexer – auch in Folge der hohen professionellen Ausdifferenzierung der DesignerInnen im Beruf. In der Praxis variieren Schwerpunkte und fachwissenschaftliche Fokussierung bei DesignerInnen. Während sie früher fokussiert Zwei- oder Dreidimensionales, etwa Leuchten und Logos, entwarfen, findet man sie mit ihren neuen Funktionalitäten in großen Transformations- und Forschungsprojekten.

DesignerInnen sind wichtige Impulsgeber in Ideenprozessen und denken in nachhaltigen Kreisläufen von Re-Integrationsprozessen. Sie entwickeln Geschäftsmodelle und gründen ihr eigenes Unternehmen oder generieren beispielsweise als UI/UX-DesignerInnen neuen Nutzen in Rezeptionsprozessen zwischen Angebot und Käufer. Diese Diversität in der Professionalität gilt es im Design als Wissenschaft auf einer Metaebene zu elaborieren, die

1.) auf eine sozio-kulturelle Substanz mit global-gesellschaftlicher Verantwortung im Dialog fokussiert sein sollte und die

2.) auf einer wirtschaftlich-digitalen Relevanz mit inter- und transdisziplinärer Arbeitsweise gründen sollte.

DesignerInnen sind nicht mehr nur Entwerfer von ästhetischen Artefakten, sondern Planer und Umsetzer in vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen. Es bietet sich für Design-Hochschulen an, den Bedarf nach transformatorischer Kreativität, die sich in volkswirtschaftliche Erneuerung umwandeln lässt, proaktiv aufzugreifen. Anknüpfungspunkte sind die gesellschaftsrelevanten Designprozesse der Innovation, ebenso die sich verändernden Wertschöpfungskonzepte, die in den multiplen Krisen ihre Dringlichkeit offenbaren. Design wird zu einem eigenen Kosmos an diversen Kompetenzen, der sich durch Migrationsprozesse aus anderen Fachkulturen sukzessive weiter qualifiziert. Und die Kernkompetenz hat sich zu immateriellen Prozessen einer interdisziplinären synergetischen Kreativität erweitert.

Die Designwissenschaft könnte ihre neu gewonnene Autorität für eine veränderte Rolle im Transformationsprozess einsetzen. Nur Mut zur qualifizierten Minderheit!

Bildquelle: Stockbyte