Ein wirklich netter, wahrscheinlich mir recht wohlgesonnener Zeitgenosse gab mir einmal den Hinweis, dass meine Posts kein klares Kompetenzprofil zu meiner Person ergeben. Weil ich recht sprunghaft in meinen Themen wäre, ließe sich nicht erkennen, wo man fachlicher Fokus liege. Dieser wohl gemeinten Kritik kann und will ich nichts entgegensetzen, kann ich diese doch sogar nachvollziehen. Im Grunde schreibe ich nur über Design und weil das ein so breites Feld ist, ergibt sich für Außenstehende ein eher amorphes Bild. Hinzu kommt, dass mein Designverständnis auch ein generalistisches ist, das sich auf Planung und Gestaltung der artifiziellen Welt durch den Menschen für den Menschen bezieht. Wobei ich mich als Designwissenschaftler auch mehr für den immateriellen Prozess interessiere, der maßgeblich für die Ergebnisqualität verantwortlich ist. Ich denke, dass die Phrase „Garbage in, Garbage out“ tatsächlich ihre Berechtigung hat und eine zunehmend komplexere Welt auch immer weniger unsere Unaufmerksamkeiten in der Planung verzeiht.
Die hohe Flexibilität des Menschen lässt ihn sich auch den widrigsten Umwelten anpassen und mit suboptimalen Umwelten (irgendwie) zurechtkommen – wie dieses Beispiel aus welt.de wunderbar detailliert zum Ausdruck bringt. Der Mensch wird hier nicht nur zur Anpassung im Kommandoton gezwungen, sondern zum willfährigen Diener einer technischen Anlage domestiziert. In diesem Artikel wird der Begriff Design nicht ein einziges Mal erwähnt und doch ist dieser von zentraler Bedeutung – es geht um die Gestaltung unserer Umwelt. Es ist hier das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine, wo die offenkundige Semi-Professionalität der Planer die Unterwerfung des Benutzers erwartet. Nun ist das nichts Neues, denn seit Mitte der 1980er Jahre schreibt der Kognitionswissenschaftler Donald Norman immer wieder über die Demütigungen schlechten Designs. Wer es etwas poetischer liebt, kann Nicholas Bakers Roman „Rolltreppe oder Die Herkunft der Dinge“ von 1993 lesen. Nicht der Mensch macht sich die Welt „untertan“, sondern die Technik schreibt den Plot der disharmonischen Schnittstelle. Der Titel des 1936 uraufgeführten Films von Charlie Chaplin hat offenbar nicht an Aktualität verloren – „Modern Times“ halten an.
Bedenkt man, dass uns noch eine ganze Reihe technischer Neuerungen ins Haus steht und aller Voraussicht nach erhebliche strukturelle Veränderungen mit sich bringen wird, sollte unsere Gesellschaft darauf achten, dass das Prinzip „Autowaschanlage“ nicht automatisch zum Programm wird. Wenn die Technik einen erheblichen negativen Einfluss auf unser Wirtschaftssystem haben sollte, müssen wir uns wehren. Eine Ökonomie ohne Design, die sich nur um sich selbst dreht, die nur am Geld interessiert ist und ihre Kunden nicht wirklich liebt, ist asozial, weil es Narzissmus in Reinform ist.
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