Programmatisches Denken: Clever Sells – Erfolgsfaktoren einer Lehrveranstaltung

Als Student war ich immer besonders motiviert, wenn ich einen Zugang zum Sinn des Themas bekam. Die Folge war, dass ich in einigen Fächern recht gut und in anderen relativ schlecht war. Obwohl es mir heute etwas vermessen erscheint, wenn man als junger Mensch von seinen Lehrenden erwartet, dass sie jede Lehrveranstaltung mit persönlich erfahrbarem Sinn aufladen können. Als ich dann die Seite des Tisches wechselte und selbst vor jungen Menschen stand, wurde mir klar, wie hoch mein eigener Anspruch damals war.

So fing ich an, über den Sinn meiner eigenen Rolle als Hochschullehrer nachzudenken. Als Professor für Designmanagement steht man (in Design-Hochschulen) mit einem Bein im künstlerischen „Urschlamm“ und mit dem anderen Bein im kommerziellen „Feindesland“. Um hier das Gleichgewicht zwischen Kreativität und Kontrolle und zwischen prozeduraler und deklarativer Wissensvermittlung zu behalten, entwickelte ich sechs eigene strategische Erfolgsfaktoren für meine Lehrveranstaltungen. 

1. Der erste Erfolgsfaktor ist die Verknüpfung meiner spezifischen Inhalte mit aktuellen Ereignissen in Wirtschaft und Wissenschaft, in Kultur und Gesellschaft. Schnell wird den Studierenden deutlich, welche Relevanz das zu vermittelnde Wissen für sie und ihren Beruf hat. Wenn heute zum Beispiel intensiv über eine „Circular Economy“ diskutiert wird, dann lässt sich dies mit der Problematik innovativer Produktentwicklungen verzahnen. 

2. Wichtig im Design ist, dass die Studierenden ihr Wissen auch anwenden. Das Lehrkonzept muss sich danach richten und Raum zur Erprobung des Wissens bieten. Sehr gut geeignet sind Projekte, die die Realität in ihrer Struktur abbilden und so zeigen, welche Bedeutung beispielsweise das Cradle-to-cradle-Prinzip für Managementprozesse im betriebs- und volkswirtschaftlichem Kontext hat. 

3. Gut funktioniert auch eine experimentelle Vorgehensweise, wenn z.B. die Anwendung neuer Apps ins Projektstudium integriert wird. Studierende reagieren in der Regel positiv, wenn man mit ihnen gemeinsam das oder die Experimente bespricht. Voraussetzung allerdings ist, dass die Lehrveranstaltung genügend Spielraum dafür bietet.

4. Fundamental wichtig ist, dass die Erkenntnisse des Lernprozesses in sichtbare und vorzeigbare Ergebnisse münden und sich so veröffentlichen lassen, z.B. über die Website des Fachbereichs und über die Sozialen Medien. 

5. Das ist Aufgabe des lehrenden Professors, der über Bild und Text eine adäquate Positionierung in der Öffentlichkeit garantiert. Relativ unproblematisch ist das, wenn die Lehrveranstaltung „Sichtbares“ als Ergebnis hat entstehen lassen und die Studierenden gegenüber der Presse ihre eigene Geschichte dazu erzählen können.

6. Ist es doch für alle Beteiligten wichtig, dass darüber eine nachhaltige Reputation entsteht. Für die sechs Erfolgsfaktoren bietet sich das Akronym „Clever“ an …

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