Das Leben in Bubbles hat seine Vorteile: Man wird nicht kritisiert, sondern eigentlich nur gelobt. Ist jemand in der Blase vielleicht ein wenig kritisch und flüstert dies ganz höflich, dann ignoriert man das geflissentlich. Alles geht ganz vorsichtig seinen Gang. Das funktioniert, weil man sich fast immer nur mit sich selbst beschäftigt. Die Regeln, nach denen das Leben in der Bubble funktioniert, sind ungeschrieben, weil die anderen Blasen nicht wissen müssen, was und wie hier gespielt wird. Zwischen den Blasen existiert normalerweise ein friedliches Miteinander, weil man häufig nichts voneinander weiß. In der Bubble steht die Uhr immer auf „Hier-und-Jetzt“ …
Und so lange, wie die Ressourcen für alle reichen, wird auch der Nicht-Angriffspakt schön befolgt. Doch damit scheint es jetzt vorbei. Das System der symbiotischen Ko-Existenz der vielen Bubbles auf Distanz scheint sich jetzt schnell aufzulösen. Ich habe den Eindruck, dass die Konflikte zunehmen, sich zuspitzen. Die Egozentrik der Bubbles wird offensichtlicher.
Vielleicht gibt es ja so ein Phänomen wie eine „Berliner Blase“? Die Linken wissen im Grunde schon recht lange, dass ihnen Ungemach aus den eigenen Reihen droht. Nun ist es Realität und einige der ehemaligen Protagonisten gehen mit einer eigenen Partei an den Start. Die Frage drängt sich aber mir auf: Ob diese Konsequenz hätte verhindert werden können, wenn sich die Linke mehr mit ihrer programmatischen Legitimation als mit sich selbst beschäftigt hätte? Wie dem auch sei, es passt in den jetzigen Unmut, wenn eine der GründerInnen verkündet, dass die neue Partei den großen Vermögen an den Kragen will. Hat doch im selben Moment der letzte der verbliebenen Kaufhaus-Konzerne seine dritte Insolvenz angemeldet. Verantwortlich dafür ist die vorausgegangene Pleite des Mutter-Konzerns, der in den letzten Jahren 680 Mio. Euro an Staatsknete zur Stabilisierung des Kaufhaus-Geschäfts bekam. Zurück gezahlt wurden inzwischen 40 Mio., die verbleibenden 640 Mio. Euro werden wohl als politisches Lehrgeld verbucht. Ob man das sich hätte sparen können, wenn man sich einerseits mit der Entwicklung des stationären Einzelhandels fachlich auseinandergesetzt und anderseits aus den politischen Lehren der Holzmann-Pleite von 2002 gelernt hätte? Ob die Politik nicht auch zu häufig in den Verstrickungen ihrer Blase gefangen ist? Der Verdacht könnte sich aufdrängen, wenn man sieht, mit welcher Heftigkeit die Bauern gerade Zoff machen. Aber wer weiß, ob die nicht auch etwas zu lange in der eigenen Bubble verharrt haben? Anscheinend stand die Ampel in Berlin auf Gelb und hatte vergessen, auf Rot oder Grün umzuschalten. Erst Subventionen auf Stopp gestellt, um sie dann wieder ins Grüne zu bringen. Allerdings muss man den Bauern auch sagen, dass in Anbetracht der Lage damit zu rechnen war, dass es auch an ihre Fleischtöpfe geht.
Die Blasen platzen – eine nach der anderen …