Die meisten Menschen glauben, dass sie einfach zu dumm sind. Sie lassen sich vom Imponiergehabe der technischen Geräte einschüchtern und geben ungerne zu, dass sie auf die Versprechen der Hersteller hereingefallen sind. Häufig erklären sich die digitalen Schnittstellen zur Steuerung und Bedienung eben nicht intuitiv, sondern setzen Vorwissen voraus. Hier wurde oftmals Entwicklungszeit gespart! Anders der Fall, wenn Personen tatsächlich behindert sind und nicht (mehr) die Leistungsfähigkeit eines jungen und gesunden Menschen haben. Nehmen Sie den Fall einer jungen Studentin, die durch eine Krankheit immer wieder auf den Rollstuhl angewiesen ist und feststellen muss, dass selbst in einer Vorzeige-Universität nicht alles zum Besten bestellt ist – der inklusive Campus fehlt! Dabei braucht es nicht einmal eine Krankheit, allein das Altern reduziert schon unsere Leistungsfähigkeit. So mancher kann das Kleingedruckte auf vielen Verpackungen selbst mit Brille nicht mehr lesen!
Womit wir zu den demografischen Veränderungen kommen. Die Jungen werden weniger und die Alten leben länger – ein Phänomen, das längst in den Renten- und Sozialkassen angekommen ist. Der demografische Wandel bestimmt die Diskussion zur Arbeitswelt wie auch die zur Freizeit- und Konsumgesellschaft. So geht es nicht mehr um Schonarbeitsplätze für das Arbeiten bis 70 oder länger und große Smartphone-Tastenfelder für arthritische Finger – es geht darum, das praktische Leben großer Bevölkerungsschichten zu verbessern und keine Demütigungen mehr durch eine schlecht gestaltete artifizielle Welt zuzulassen. Alle Bereiche des Lebens sind relevant, z.B. die fakultative Verlängerung der Lebensarbeitszeit, der Freizeitsektor wie sozial und kulturell anspruchsvolle Reisen oder die Digitalisierung, die Probleme lösen statt verursachen soll.
Das Denkmodell Universal Design erhöht die Zugänglichkeit der gestalteten Umwelt für alle Benutzergruppen – und zwar interdisziplinär. Eigentlich sind es immer zwei, eher drei Disziplinen, die sich mit der Lösung der Probleme und der Entwicklung von Innovationen beschäftigen. So können etwa Prinzipien der Gestaltung (z.B. Informationsästhetik) mit Aspekten des Technologiemanagements (z.B. Digitalisierung im Bereich Health Care) einhergehen. Aber auch die verbraucherorientierte Bewertung von Funktionsqualitäten (z.B. UI/UX-Produktanalysen) und die Theorie der Produktsprache (z.B. Designsemantik) sind Elemente des Konzepts – je nach Problemstellung. Ebenso können Erkenntnisse der Arbeitswissenschaften (z.B. Belastungs-/Beanspruchungs-Konstrukt) integriert werden oder kann Kritik der Alltagskultur (z.B. Design im öffentlichen Raum) die Konzeption verbessern. Verschiedene gestalterisch-wissenschaftliche Konzepte fließen im Universal Design zusammen und erhöhen ihre Wirksamkeit in differenzierten Problemlösungsstrategien. Universal Design schafft interdisziplinär inklusive Welten …
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