Wenn der Kapitalismus eine Überlebenschance haben will, dann sucht er ab sofort kreativ nach seinem neuen Sinn auf dieser Welt. Und wenn die freie Marktwirtschaft ihre Legitimität behalten will, dann produziert sie nicht nur innovative Produkte, sondern auch kreative Prozesse ihrer eigenen Erneuerung. Dann würde sich vielen erschließen, dass die kollaborative Kreativität einer der Wege aus den Folgen von Klimawandel, Krieg und sonstigen Katastrophen sein könnte.
Wenn aber vor allem die EntscheidungsträgerInnen in Politik und Verwaltung, in Wirtschaft und Wissenschaft weiterhin den Regeln des Mikadospiels „Wer sich zuerst bewegt, hat verloren!“ folgen, dann wird die Natur die Notaus-Taste drücken und die Menschheit zerstört die Errungenschaften ihrer Zivilisation. Aber wer will das schon?!
Stattdessen sollten wir die globale Transformation mit Verve vorantreiben und aus unseren zentralen Fehlern lernen. Einer dieser Fehler ist das weiter vorherrschende Verständnis, dass Innovationen immer einem profitablen Zweck dienen müssen. Das hat dazu geführt, dass der Wert von Kreativität unter ein viel zu kleines Licht gestellt wurde.
Eine Gesellschaft, die ein plurales Verständnis von Kreativität zulässt, hat eine genuine Beziehung zur Demokratie und ruft längst nicht so schnell nach dem politisch „starken Mann“ respektive nach (selbst ernannten) Heldenfiguren. Ist doch die Voraussetzung für Kreativität auch eine offene Kommunikation, für die das kritische Andersdenken der Normalfall ist.
Jede Form von Organisationsentwicklung und -erneuerung findet nicht im Gleichschritt, sondern im diskutierten und ausgehandelten Widerspruch statt. Eine Volkswirtschaft wie die Deutschlands, die so gut wie keine materiellen Rohstoffe hat, braucht die menschliche Energie zur permanenten Aktualisierung ihrer Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit in einer ungewissen Zukunft. Und dazu gehören auch Ehrgeiz und Kreativität der Menschen, die in diesem Land leben und arbeiten.
Allerdings darf Kreativität nicht, wie es meist passiert, auf den Moment des Gebärens von Ideen reduziert und das Prozedurale dabei vergessen werden. Wer glaubt, man könne mit nicht-erneuerten Prozessen die Geschicke einer herausfordernden Zukunft vorbereiten und lenken, der irrt auf tragische Weise.
Die sogenannte „Zeitenwende“ ist kein Buzzword oder eine Akquisitionskampagne einer Consulting-Firma, sondern in vielen Lebensbereichen inzwischen drastische Realität. Um diese „Herkules-Aufgabe“ anzunehmen und angemessen zu handeln, braucht es nicht nur das entsprechende Wissen, sondern auch die Mentalität für Neues. Kreative Menschen haben diese Mentalität und Lust auf unentdecktes Terrain.
Es wäre schön, wenn dieses Booklet mit seinen Essays dazu beiträgt, dass Kreativität zum gesellschaftlichen Paradigma avanciert.
Viel Spaß beim Lesen …