Schon einmal Milchreis ohne Salz gekocht? Schmeckt fade. Und ein Tomatenbrot ohne Pfeffer gewürzt? Etwas fehlt dann doch. Gibt es dem süßlichen Geschmack eine zusätzliche Note. Auf Salz als lebenswichtigen Mineralstoff will unser Körper nicht verzichten und an Pfeffer haben wir uns über die Zeit als selbstverständliches Gewürz gewöhnt. Mit Salz und Pfeffer wurde über die Jahrhunderte auch viel Geld verdient – nicht umsonst sagt man zum Salz „Das weiße Gold“. Und nach einer „überwürzten Auseinandersetzung“ kann es passieren, dass man zu jemanden sagt „Geh dahin, wo der Pfeffer wächst“.
Ich bin sehr sicher, dass diese Richtung Kritikern der diversen Künste – ob Küche, Theater oder Malerei und Musik – verbal angezeigt wird, wenn sie nicht applaudieren, sondern bemängeln. Ja, eine Kritik kann verletzend sein, auch wenn es der Verfasser nicht intendiert. Und ja, man muss als aktiver Mensch, der etwas bewegen will, auch mit Kritik umgehen können. Aber wie vital ist eine Community oder gar eine ganze Gesellschaft, wenn man sich ständig gegenseitig applaudiert und schlimmstenfalls nur schweigt?
Dem Design habe ich beruflich und auch privat vieles zu verdanken. Es bot mir eine akademische Bildung mit anschließender beruflicher Karriere und die Möglichkeit, an Hochschulen in Forschung und Lehre zu arbeiten. Wo aber lernt man, mit Kritik an der eigenen und an der Arbeit anderer umzugehen? Nicht in der Wissenschaft, sondern in der Wirtschaft. Erst recht, wenn man für interne Projekte in einem Unternehmen verantwortlich ist. Da finden sich schnell die Kritiker in den eigenen Reihen – häufig an der Sache orientiert, aber eben nicht immer. So muss man taktisch agieren, substanziell argumentieren, relevant präsentieren und jede Kritik aufnehmen und reflektiert integrieren. In der Regel bringt das Nachdenken über die Kritik das Projekt und seine Ergebnisqualität voran – mal direkt und oftmals auch indirekt. Wenn ich mich also zum Design mit kritischen Kommentaren äußere, dann immer mit der Absicht, dass es das Design weiterbringt.
Ich denke, dass die jetzige Situation eine historische Chance ist. Waren doch noch nie Kreativität und Gestaltung im gesellschaftlichen Kontext einer Transformation so wichtig und notwendig wie heute bzw. morgen.
Im Booklet finden Sie Beiträge zu verschiedenen Designthemen und -ereignissen, die von mir mal mit scharfer und mal mit moderater Kritik auf LinkedIn veröffentlicht wurden. Die Resonanz war – wie nicht anders zu erwarten – recht unterschiedlich. Nun wurden diese Texte auch nicht geschrieben, um beklatscht zu werden. Vielmehr ist das Denken und das Schreiben ein Prozess der schrittweisen Konkretion eigener Gedanken, die – hoffentlich plausibel und nachvollziehbar – ihre rhetorische und damit verbindliche Form finden.Ist Kritik das Salz in der Suppe und braucht es einen Autor mit Pfeffer im Allerwertesten?
Entscheiden Sie selbst…