Lehrauftrag: Das Management von Design und Prototyping

Wenn es stimmt, dass wir in Deutschland ein Umsetzungs- und kein Ideendefizit haben, dann liegt das am falschen Verhältnis zur Kreativität, die immer noch künstlerisch konnotiert ist. Es liegt aber auch an einem verkürzten Verständnis von Kreativität. Denn diese wird meist nur als Idee am Anfang eines Projekts gesehen. Dabei wird sie während des gesamten Problemlösungsprozesses gebraucht!

In jeder Projektphase zeigen sich Herausforderungen, die nur wieder durch kreatives Arbeiten gelöst werden können. Mit diesem Verständnis von Kreativität werde ich meine Lehrveranstaltung „Design und Prototyping“ im kommenden Semester am Campus Remagen, HS Koblenz – FB Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, durchführen und dabei das erforderliche deklarative und prozedurale Wissen vermitteln.

Dem liegt auch ein eigenes Designverständnis zugrunde: Design als wissenschaftlich-kreativer Prozess der Problemlösung, der die Krisen dieser Welt zu verstehen versucht und zur Überwindung passende Innovationen schafft (Complex Problem Solving). Design ist deswegen auch nicht mehr nur das, was DesignerInnen kreieren. Design ist kumuliertes Expertenwissen in kreativer Anwendung! Es hat sich in den letzten Jahrzehnten vom materiellen Entwerfen artifizieller Güter hin zum immateriellen Prozess kreativer Problemlösung weiter entwickelt. Daher geht es nicht mehr nur um den genuinen Entwurf von DesignerInnen (Artistic Design), sondern um holistische Konzepte in der Zusammenarbeit mit vielen anderen Disziplinen (Scientific Design).  Das Scientific Design versteht sich komplementär zum Artistic Design und lenkt den Fokus auf Begriffssysteme der Innovation. Sowohl im Artistic als auch im Scientific Design gibt es den Begriff des Prototypings. Prominent wurde dieser Begriff in den letzten Jahren durch Design Thinking. Im Scientific Design ist darunter das vorläufige Lösungskonzept zu verstehen, ehe es in den finalen Zustand überführt wird.

Vom Industrial Design und Designmanagement kommend, liegt meine Expertise überwiegend beim Scientific und weniger beim Artistic Design. Daher arbeite ich mit der Strukturierung von Vorgehensweisen, die methodisch von identifizierten Problemen zu innovativen Lösungen führen. Aus Problemen werden verabredete Aufgaben, aus Aufgaben agile Projekte. Sie enden mit strategischen Lösungen, die (im Praxisfall) erfolgreich in den Markt einzuführen sind. Alles zusammen ergibt einen auf die Situation zugeschnittenen wissenschaftlich-kreativen Prozess, der interdisziplinär, kommunikativ und kollaborierend angelegt ist.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Studierenden und bedanke mich bei Dr. Mareike Heinzen, Professor of Innovation Management & Leadership, für die Einladung zum Lehrauftrag.

Bildquelle: Foto-CD Goodshot