Themendiskurs: Fenster ins Futur der Marke

Was haben die Ruhrpott-Metropole Dortmund und Dornbirn, die schönste Stadt Vorarlbergs, gemeinsam? Sie nutzen beide den Wettbewerbsfaktor Marke für ihre Entwicklung. Beide Städte antizipieren die Folgen der Transformation – die eine vor dem Hintergrund ihrer sich verändernden Wirtschaft und die andere mit Blick auf die neue Bedeutung der regionalen Lebensqualität. Die Dortmunder Ambitionen lassen sich auf dortmund.de nachlesen und was Vorarlberg alles auf die Beine stellt, findet sich unter vorarlberg-chancenreich.at. Umso erfreuter war ich, als ich von Klaus Kofler und der Future Design Akademie nach Dornbirn eingeladen wurde, um zum Thema „Marke und Moral – Verantwortung Konsum“ meine Gedanken vorzustellen.

Für mich ist das Konstrukt Marke inzwischen eher kritisch zu sehen, weil sich selbst renommierte Marken zunehmend ihre Reputation mit solchen Tricks wie „Shrinkflation“ und „Skimpflation“ zunichte machen. Wenn die Intention einer Marke nur noch auf ihre monetäre Wertschöpfung fokussiert ist, dann verspielt sie ihre Legitimation. Ohnehin ist jede Form von Überlegenheit nur Einbildung und nur temporär wirksam, weil ehrgeizige Wettbewerber neue Standards setzen. 

Aber wenn wir uns als Kunden widerspruchslos über den Ladentisch ziehen lassen, dann haben wir es auch nicht besser verdient. Dabei wurde das Konstrukt der Marke erdacht, einen signifikanten Vertrauensvorsprung gegenüber den Wettbewerbern aufzubauen. Lassen sich doch dadurch für den Käufer zeitfressende Entscheidungsprozesse einsparen. Und der Kassenbon ist dafür ein echter Stimmzettel. 

Seit der Veranstaltung Ende 2023 habe ich weitere Gedanken zum Thema zu Papier gebracht. Stichwort: Zettelwirtschaft. Inspiriert durch den Dialog in Dornbirn sind Essays entstanden, die versuchen, ein Bild der Marke der Zukunft zu skizzieren – aus der Sicht der Wirtschaft, der Konsumenten und unserer Gesellschaft. Steht doch die Zukunft aller Beteiligten stark unter dem Einfluss der Transformation, die die Fehler der Vergangenheit nicht fortschreiben darf, aber die Chancen der kommenden Zeit noch nicht in Gänze kennt. 

Aber vielleicht ist das ja auch die große Chance für die Marke, die immer noch als Konzept großes Vertrauen in der Wirtschaft genießt. Wenn die hinter der Marke stehenden Unternehmen und Organisationen den global-gesellschaftlichen Wertewandel antizipieren, lassen sich strategisch nachhaltige Innovationsvorsprünge realisieren. Vertrauen Kunde und Unternehmen einander, kann die Marke zum Katalysator der Transformation werden. Wie die Marke der Zukunft aussieht, lässt sich beantworten, wenn man die Zukunft der Marken unter dem Einfluss der Entwicklung von Wirtschaft und Markt, Gesellschaft und Kultur betrachtet. Sicher werden viele Gedanken auch Widerspruch wecken, aber es zeigt sich eine Richtung der neuen Regeln. Die Marktwirtschaft wird sich eigene futuristische Fenster öffnen …

Bildquelle: Eigenes Bild