Ein wenig bekloppt muss man sein, um mit Anfang 40 und voll im Beruf ein Promotionsvorhaben anzufangen. Es braucht eine intakte private Infrastruktur. Und vonnöten ist eine konstruktive Beziehung zu den „Doktorvätern“. Eine, die von Interesse für die Sache und frei von „Nützlichkeiten“ ist.
Dieses große Glück wurde mir seinerzeit tatsächlich zuteil. Ich fand mit dem inzwischen verstorbenen Prof. Dr. Siegfried Maser von der Bergischen Universität Wuppertal und Prof. Dr. Walter Schönwandt von der Universität Stuttgart zwei Menschen, die mit großem Engagement und angenehmer Unprätenziösität dieses Promotionsvorhaben unterstützten und mit mir erfolgreich 1998 beendeten. Das war vor fast einem Vierteljahrhundert.
Maser (Rektor in Braunschweig und Wuppertal), der seine Spuren in der Designwissenschaft hinterließ, brachte mich auch dazu, die Ideengeschichte des Designmanagements aufzuarbeiten, um neue Entwicklungen besser bewerten zu können. Schönwandt, Rittel-Nachfolger und Mit-Autor von „Komplexe Probleme lösen“, diskutierte mit mir den Begriff der „Ganzheitlichkeit“ sehr kritisch und nahm mir hier meine Naivität im sprachlichen Gebrauch. Offen gestanden, ich habe es erst später verstanden, dass ich beiden fachlich viel zu verdanken habe. Aber noch mehr weiß ich ihre menschlichen Qualitäten zu schätzen.
Man muss nur 1 + 1 zusammenzählen …
… dann kann man heute relativ gut wissen, was morgen stattfinden wird. Sicher, es gibt gute und es gibt schlechte DesignerInnen. Das ist in anderen Berufen nicht anders. Was an dieser Berufung „DesignerIn“ anders ist, ist “Bock auf Zukunft“. Eine der Grundvoraussetzungen für Kreativität und Innovation! Und was auch anders an dieser professionellen Spezies ist, ist ihre Fähigkeit nur Antizipation.
Gepaart mit der Fertigkeit der Visualisierung und ihren Kommunikationsqualitäten sind DesignerInnen gute Sparringspartner für InnovationsmanagerInnen und Entwickler von Geschäftsmodellen. Als ich im Jahr 2000 meine Dissertation “Design als integrierender Faktor der Unternehmensentwicklung“ als Buch beim DUV veröffentlichte, war das Ausgangshypothese (siehe Ankündigung aus der Absatzwirtschaft 4/2000). Um das zu verifizieren, befasste ich mit intensiv mit dem Thema der Trends. Wenn ich heute die Übersichtsgrafik anschaue, sehe ich, dass die Aussagen zu den (damaligen) künftigen Entwicklungen heute weitgehend eingetreten sind. Das Design selber hat sich von dem Fokus auf Ästhetik zur Inter- oder auch Metawissenschaft verändert und die Wirtschaft selber erlebt gerade ihre 4. industrielle Revolution.
Und das wird einen neuen Trend ergeben: Design wird zum integralen Bestandteil vieler wissenschaftlicher Disziplinen …