Design oder „Der gute Geschmack“: alle haben ihn, aber jeder hat ein völlig anderes Bild davon.
Wenn ich mit Studierenden arbeite, gilt: Design ist ein kreativer Problemlösungsprozess mit innovativen Ergebnissen und kommunikativem Management im Projekt. Sind doch Projekte und temporäre Teamarbeit zeitgemäße und weit verbreitete Arbeitsformen in der Wirtschaft. Die Überlappung der unternehmerischen und der Arbeitsform von DesignerInnen zeigt die Neubewertung von kreativer Teamleistung.
Die Nutzung von kollektiver Kreativität als Ressource findet im Thinktank eine geeignete Organisationsform. Hier erhalten studentische Projektteams den nötigen Freiraum für Kreativität und Experimente. Die Studierenden sollen Zukunft lernen. Thinktanks bilden als beispielhafte Mikrostruktur die komplexe Design- und Innovationspraxis ab. Sie ermöglichen dem Einzelnen, seine individuellen Stärken in die Teamstruktur zu integrieren, unterschiedliche Teamrollen durchzuspielen und die Bedeutung von Kommunikation, Moderation und Krisenmanagement beispielhaft zu erfahren. Der Thinktank ist Denkraum und Ideenlabor für Kreativität in Teamkultur.
In der Organisationsform Thinktank werden von den Studierenden Probleme bearbeitet, deren Lösung zeigen soll, dass sie zukunftsfähige Innovationen erdenken können. Im Projekt wird Design auf eine weitere Komplexitätsstufe gehoben. Hier werden Szenarien interdisziplinärer Innovierung entwickelt. Alternative Zukünfte und fiktionale Systeme sind durchzuspielen – als imaginierte Realität einer wünschenswerten Lebenswelt im Übermorgen (Futur 2). Es sind Studien und Konzepte zu entwickeln, die Verschiebungen und Umwälzungen – ob sozialer, technischer oder ökonomischer Art – im komplexen Zusammenwirken der miteinander vernetzten Teilsysteme untersuchen. Und die Rückschlüsse für heutiges Handeln ermöglichen, welche Entwicklungsrichtungen für Morgen (Futur 1) einzuschlagen sind.
Mit dem klassischen Konzept der Wertschöpfungskette liegt ein Modell vor, wie Wertschöpfung im Marktleistungsprozess entsteht. Mit dem Übergang zur Wissensgesellschaft und Ideenwirtschaft ist Kreativität als Werttreiber einer erweiterten Wertschöpfungskette zu verstehen. Für eine in Transformation befindliche Gesellschaft stellen sich die Fragen: Wie wandelt sich Kreativität in ökonomische Produktivität? Was passiert, wenn Designleistungen ihr Potenzial entlang der kreativen Wertschöpfungskette entwickeln? Z.B. als Designkonzepte, die Logistikvorteile ausspielen; als Marken, die wegen ihrer hohen Designqualität weltweit mit Erfolg vermarktet werden; als strategisches Prozessdesign, das Innovationen mit methodischer Kreativität zur Marktreife bringt. Ansätze für veränderte Wertschöpfung und Ideen für neue Geschäftsmodelle werden sichtbar – Aufgaben und Perspektiven für ein Design mit ökonomischer Autonomie und Zukunftsrelevanz. Ab morgen (29.3.2023) geht es los …