Drei Fragen zur Zukunft

Ob man Zukunft vorhersagen kann? Mal ja, mal nein. Ob Zukunft einfach so passiert? Eindeutig nein. Ob man Zukunft gestalten muss? Ganz klar, ja! Zukunft ist das, was die Menschen draus machen! 

Was könnte die Motivation sein, dass die Auseinandersetzung mit Zukunft als unmöglich dargestellt wird? So wie in dem FAZ-Artikel „Warum wir scheitern, die Zukunft zu vermessen“ (29.3.2024). Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Als wäre Zukunft ein blindes Fatum, das wie die Ziehung der Lottozahlen funktioniert – eben nur ein Glücksspiel. Und jede Äußerung zur Entwicklung der Zukunft wird mit dem Lesen aus dem Kaffeesatz gleichgestellt. Mir scheint, als hätten wir eine große Angst vor der Zukunft. Angst, weil wir das Heute als unser Zuhause bestimmt haben. Und weil wir ahnen, dass wir uns im Morgen nicht mehr zurecht finden werden. Jedenfalls klingt mir die Konnotation des FAZ-Artikels wie das laute Pfeifen im dunklen Wald. 

Aber zurück zu den drei Fragezeichen zur Zukunft. 

Fangen wir mit der Vorhersage von Zukunft an. Natürlich ist diese möglich, zum Beispiel als Extrapolation. So war die Prognose des demographischen Wandels eine einfache Ableitung aus Statistiken. Klar war, dass die alternde Gesellschaft zu einem tatsächlich vorhersehbaren Zeitpunkt einen entsprechenden Fachkräftemangel haben wird. Was man nicht vorhersah, war die fahrlässige Ignoranz aller Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft. Sie steckten kollektiv ihren Kopf in den Sand! 

Weiter mit der zweiten Frage, ob Zukunft passiert, egal, was man macht. Nein, man kann Maßnahmen gegen negative Entwicklungen einleiten. Wenn es immer mehr und größere Autos in den Städten gibt, kollabieren diese eines Tages. Entweder, weil sich die Anwohner um immer weniger Parkraum prügeln, die Notfallfahrzeuge von Feuerwehr und Polizei zu spät oder gar nicht zum Notfall kommen oder weil der Blech-Tsunami den Umbau der Städte als Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel verhindert. Diese Entwicklung lässt sich vorhersehen und es lässt sich gegensteuern, gerade in intensiver Auseinandersetzung mit zukünftigen Szenarien.

Zur Beantwortung der dritten Frage: Ja, man kann, man muss sogar Zukunft gestalten, und die Gesellschaft darf das nicht irgendeiner „starken Führung“ überlassen. Und man sollte gerade Zukunftsforscher, Zukunftsgestalter, Zukunftsdenker und Zukunftslobbyisten mit ins Boot holen. Natürlich wissen auch sie nicht, wie sich Zukunft „vermessen“ lässt, aber das ist auch nicht ihre Aufgabe. Sie wissen, wie man demokratische Zukunftsgestaltungsprozesse moderiert, entwirft und kommuniziert. Vor allem wenn sie nicht von eigenen politischen oder ökonomischen Interessen gelenkt werden. Sie wissen auch, wie wichtig motivierende Zukunftsvisionen sind, die möglichst viele Menschen berühren und ihnen Mut machen, diesen Weg mitzugehen.

Zukunft will keine Leid-Agenda! Es braucht Leit-Artikel mit Lust auf Zukunft!!!

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/zukunft-warum-prognosen-schwierig-sind-19611655.html

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