Kleines Beispiel für eine große Sache

Eine Realschule macht vor, wie Bildung heute gehen könnte: Sie praktiziert das „Vier-K-Modell“. Konkret bedeutet das die Orientierung an den vier Kompetenzen Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. Warum? Weil sich damit „junge Menschen auf dem modernen Arbeitsmarkt besser behaupten können“, so die Vertreter der Schule. Bemerkenswert, dass schon in einer Realschule an den späteren Eintritt in die Arbeitswelt gedacht wird, während Hochschulen in der Regel meinen, dass sie mit dem Ziel einer Employability (vgl. Kern 2020) kaum etwas zu tun haben. 

Die in dem SZ-Artikel vorgestellte Realschule ist allerdings ein Exot in der Schullandschaft. Mit ihrem Ansatz ist sie so herausragend, dass sie sich um den Deutschen Schulpreis bewirbt – offenbar mit guten Aussichten. Wünschenswert wäre, dass in unserem Bildungssystem solche Konzepte von der Ausnahme zur Regel würden. Die Methoden, mit denen das „Vier-K-Modell“ in dem Beispiel umgesetzt wird – etwa selbstständiges Lernen, Projektarbeit, Heranführung an lösungsorientierte Denkweisen, Reflexionen des Erlernten, Umgang mit digitalen Helfern –, sind gut übertragbar auf die verschiedenen Bildungsstufen und Lernniveaus bis hin zu Hochschulen. Im Vordergrund steht die individuelle Kompetenzentwicklung einerseits und die intensivierte Zusammenarbeit in Teams andererseits. Entspricht dies doch der Entwicklungslogik unserer Gesellschaft, die immer weniger durch Wissensstandards und Routinen als durch Kreativität und Innovativität prosperiert. Dabei verteilen sich Problemlösefähigkeiten auf viele Köpfe und brauchen daher hohe soziale Kompetenz aller Beteiligten. Kein Wunder, dass sich in Schulen diese Fähigkeiten immer weniger mit klassischen Prüfungen und Noten abbilden lassen. Genauso verlieren Noten zunehmend ihren Wert bei der Personalauswahl. Das individuelle Profil zeigt, ob jemand ins Team passt. 

Stellt etwa das Beispiel dieser Realschule selbst Hochschulen mit ihren herkömmlichen Lehrkonzepten in den Schatten? Fast könnte man sagen: Ja. Vor allem mit ihrer Zielausrichtung auf die Gesellschaft von morgen scheint diese Schule den meisten Akteuren weit voraus zu sein. Aktuelle Studien zeigen auf, dass in den meisten staatlichen Hochschulen im Umgang mit wesentlichen Zukunftsszenarien Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit regieren. Viele private Hochschulen haben dagegen schon aufgeholt. Sie wissen: Studieren ist zwar universeller Bildungsweg, aber die individuellen Biographien sind so heterogen wie nie. Studienangebote, die allen Teilnehmenden dasselbe servieren, sind damit passé. Und längst vorbei ist die Zeit, als Fachwissen das Maß aller Dinge war. Heute sind weitere Fähigkeiten genauso wichtig: eben die vier K – von Kommunikation und Kollaboration bis hin zur Kreativität und kritischem Denken. 

So ist die vorgestellte Realschule zwar nur ein kleines Beispiel, zugleich aber Prototyp für eine große Sache: das Bildungssystem der Zukunft!

https://www.sueddeutsche.de/bayern/schule-bayern-4-k-methode-realschule-schrobenhausen-dioezese-augsburg-schulpreis-1.6564950

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