Buchpublikation: Prinzipien und Prozesse, Projekte und Programme

Was haben Streichhölzer mit Ökonomie zu tun? Was verbindet Kuscheltiere mit Strategie? Und wie beeinflussen Studiengebühren die Selbsterfindung von jungen Kreativen? Scheinbar entle

gene Themen richten die Autoren auf den gemeinsamen Fokus Designplanung aus. Vorgestellt wird ein curriculares Konzept für die Bildung der methodisch-strategischen Seite im Design – veröffentlicht 2009 im Buch „Designplanung – Prozesse und Projekte des wissenschaftlich-gestalterischen Arbeitens“. Hierzu gehören Planungsmethoden als handwerklicher Ort,Projektentwicklung als schöpferische Zeit und Designmanagement als vernetzender Raum. Anwendungsbeispiele aus der Designlehre konkretisieren die wissenschaftliche Perspektive. 

Rund 70 Projekte von 100 Studierenden sind anschaulicher Beleg und Illustration. Ziel ist eine Stärkung der methodisch-strategischen Kompetenz junger GestalterInnen durch das Forschende Lernen. Zeigt doch die aktuelle Diskussion um die Entwicklung zur Kreativwirtschaft, dass DesignerInnen immer mehr Aufgaben als Führungskräfte zu übernehmen haben. Daher plädieren die Autoren (Ulrich Kern, Petra Kern) für eine Ergänzung und Vertiefung künstlerisch-kreativer um methodisch-strategische Inhalte der Bildung im Design. Mit ihrem Buch wenden sie sich an Studierende und Lehrende, an Absolventen und Berufspraktiker.

Mikrostruktur der komplexen Designpraxis
Projekte im Designstudium sind wichtiger studentischer Experimentierraum und Labor für das künstlerisch-wissenschaftliche Weiterdenken. Hier findet Wissenschaft die notwendige Ausrichtung auf die Praxis und Praxis die notwendige Offenheit für konzeptionelle Innovierung. Denn die Verbindung von gestalterischem Machen und sozio-ökonomischem Planen braucht die Reflexion. Genau hier braucht theoretisches Wissen die praktische Anwendung als Korrektiv. Das heißt für die Lehre: Zu schaffen ist eine Projektkonzeption, welche gestalterische Aufgaben und Leistungen in ihrer Vernetzung integriert. Sie bildet sozusagen als Mikrostruktur die komplexe Forschungs- und Designpraxis ab. Hierzu gehören etwa Analysen der Rezipienten, die Erkundung von Technologien und ihrer Optionen für Gestaltung, die Ausrichtung auf Kunden und das Verstehen ihrer Produktwelten und Lebensentwürfe.

Projektstrukturen werden im Idealfall so aufgebaut, dass sie die Verständigung mit einem (fiktiven) Auftraggeber, den Prozess der wissenschaftlich-künstlerischen Lösungssuche, die Kooperation im Team, die Verbalisierung und Diskussion von Zwischenergebnissen und eine kundenorientierte Schlusspräsentation einbinden – in besonderen Fällen auch mit Beteiligung von Externen, z.B. von Vertretern der Presse, von Unternehmen oder öffentlichen Institutionen.

Im Kontext der Kreativ- und Kulturwirtschaft
Angehende Designer/innen haben es mit dem Kontext der Kultur- und Kreativwirtschaft zu tun – als Künstler genauso wie als Dienstleister, als Produzent von Gestaltung genauso wie als Design-Nomade. Das heißt wachsende Bedeutung kulturell-kreativer Leistung als Teil ökonomischer Prozesse auf der einen Seite, aber auch Überangebot und Verdrängungswettbewerb auf der anderen Seite.

Daraus ergibt sich die Anforderung an DesignerInnen, sich in der Kommunikation zu professionalisieren – mit einer Leistung, die Verständnis und Vertrauen schafft, die Bekanntheit und Profilierung unterstützt. Das heißt für die Lehre: Kommunikation ist als fester Teil des Lehrangebots zu integrieren. In jedem Projekt lassen sich die unterschiedlichen Dimensionen von Kommunikation einbinden, so z.B. wenn Kreative lernen, wie sie ihre Konzepte und Leistungen kommunizieren, Projektziele erklären, Projekterfolge vermarkten, mit den Rezipienten ihres Angebots in einen Dialog kommen, in Teams über Arbeitsmethoden und Kreativtechniken diskutieren, aber auch mit ihren Auftraggebern über Angebote und Konditionen verhandeln. Alles das ist Kommunikation, ob direkt oder indirekt, persönlich oder medial, strategisch oder operativ – unverzichtbar in einer Kulturwirtschaft, die zugleich auch eine „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ (Georg Franck) und Kommunikationsgesellschaft ist.

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