Wenn ich in meinem Kopf wohnen müsste, würde ich schnell wieder ausziehen, weil ich das dortige Chaos nicht ertragen würde. Ständig wird repariert und renoviert, immer wieder werden die Möbel umgestellt und dann ist auch noch häufig Besuch da. Und diese Besucher stören beim Aufräumen, weil sie mich immer wieder in ein Gespräch verwickeln.
Ja, oft nervt es im Oberstübchen und dann flüchte ich mich zu meiner Tastatur und zum Monitor, um meine Gedanken in eine Ordnung zu bringen. Von Ludwig Wittgenstein, einem der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, ist ein Bonmot überliefert, das meine Situation gut charakterisiert: „Auch im Denken gibt es eine Zeit des Pflügens und eine Zeit der Ernte.“ Beim Denken wird die Oberfläche aufgerissen und es werden tiefe Furchen gezogen, die mit der Saat des Zweifels, des Widerspruchs, aber auch der Neugier und (manchmal auch) mit dem Wissen aus der letzten Ernte gefüllt werden. Und mein Erntedankfest findet beim Schreiben statt. Mit dem Ergebnis dieser Arbeit bin ich mal mehr und mal weniger zufrieden. Letztlich aber entscheidet der Rezipient über den Erfolg …
In „Zeitkritik“ habe ich einige ausgewählte Essays der letzten zwei Jahre zu aktuellen Themen zusammengefasst, die ich zuvor auf dem Social Media-Kanal LinkedIn und meiner eigenen Website veröffentlicht hatte. Diese Essays behandeln Probleme der Transformation und der Zukunft, aber auch der Zivilgesellschaft und der Politik, weiterhin geht es um Fragen der Medien und Kommunikation, des Wohlstands, der Wirtschaft und der Wissenschaft.
Fast immer sind die Essays angeregt durch die Berichterstattung der Medien. Bemüht habe ich mich, das Eigenständige meiner Gedanken nachvollziehbar zu machen, gerade weil ich ein eher assoziativer Denker bin, der mehr in flächigen Verknüpfungen, statt in geradlinigen Bahnen denkt. Wichtig war mir auch, eine plausible intellektuelle Vernetzung und nachvollziehbare inhaltliche Verortung zu erreichen.
Meine Expertise liegt im Design und im Management, also in generalistischen, kreativen Prozessen im Rahmen unternehmerischer Kontexte. Und das Ganze hat zudem eine wissenschaftliche Textur – die will das Davor und das Dahinter, das Darüber und das Darunter der Entwicklungen und der Ereignisse verstehen. Als ich anfing, auf LinkedIn meine Beiträge und Kommentare zu posten, war dies der bewusste Ausstieg aus der Schutzzone der eigenen Echokammer. In der eigenen Blase klopft man sich selbst auf die Schulter oder ist bestenfalls im paritätischen Austausch. In den sozialen Medien ist es eher wie auf der freien Wildbahn – man muss aufpassen, was man wie sagt. Das ist keine Gegenwind-freie-Zone! Aber der Response dient auch der eigenen Justierung der Position durch Korrektur oder weitere Profilierung.
Ich danke den Lesern für ihr Interesse und ihre Zeit.