Alles Gute für die Zukunft, auch gesellschaftlich …

Für zukunftsorientierte Menschen ist es in Deutschland aktuell schwer, nicht ständig aus der Haut zu fahren und sich dabei noch die Haare zu raufen. Die politischen und die wirtschaftlichen Kräfte dieses Landes schaffen es nicht, auf den Zukunftsmodus umzuschalten. Warum kommen wir nicht aus dem Quark? Sind unsere Eliten nur mit ihrer eigenen Karriere beschäftigt? Leben wir nur noch im Hier und jetzt? 

Wenn vier Fünftel aller Ausgaben im Bundeshaushalt 2023 zur Stabilisierung des Status quo und nur ein Fünftel als Investition in die Zukunft eingesetzt wurde, dann scheint die Fahrt in die Zukunft eher gebremst zu verlaufen. Die Aussage basiert auf einem Konstrukt des ZEW (Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung). Dieses hat eine „Zukunftsquote“ entwickelt, die misst, welche Ausgaben des Haushalts für eine mittlere und ferne Zukunft relevant sind („Zukunftsquote“ sinkt – Ökonomen kritisieren Etat mit wenig Weitsicht, HB 11.3.2024). Ich halte dies für ein gutes Modell, um vom Schwelgen in Erinnerungen hin zu ambitionierten zukunftsorientierten Etats zu kommen. Warum fällt es unserer Regierung so schwer, ein paar der alten Zöpfe abzuschneiden und stattdessen nach vorne zu lenken?

Von der Politik zur Wirtschaft: „Die Futuristin Amy Webb ärgert sich über den fehlenden Willen der deutschen Wirtschaft, sich zu verändern. Das führe zu fehlenden Innovationen …“ Im Interview „Deutschland geht mir auf die Nerven“ (Süddeutsche Zeitung, 10.3.2024) begründet sie das mit zu wenig Risikofreudigkeit und Unternehmergeist in den großen Unternehmen. Noch immer würde man in Deutschland glauben, dass die Rezepte der Vergangenheit auch in geänderten Zeiten funktionieren. Sie spricht in diesem Kontext von „schläfriger Malaise“, die Innovationen verhindert. Nach ihrem Urteil mangelt es sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft an Visionen und Führungsstärke. Im Übrigen würde man die Optionen der KI für kreative Geschäftsmodelle in Deutschland nicht sehen, sondern nur auf Einsparungspotenzial hoffen. Mangelt es in den Chefetagen an Zukunftswissen und an Vorstellungskraft? Ob es an der Sozialisation vieler unserer Führungskräfte liegt, die vor 40 oder 50 Jahren schon im organisierten Wohlstand aufwuchsen und nur linear denken können? Es ging ja damals für die „Sunnyboys“ auch immer nur bergauf. Zweifel waren etwas für Miesepeter. 

In der EU geistert die Idee des Umstellens auf Kriegswirtschaft um. Ob wir besser beraten wären, wenn wir auf Transformationswirtschaft switchen würden? Ich denke, dass das längst überfällig ist. Allerdings sollte der Wissenschaftsbetrieb stärker in die Verantwortung genommen werden. Auch sollte die Politik es nicht nur beim Geldausgeben belassen, sondern kritisch schauen, welche nachhaltigen Effekte und Ergebnisse auch tatsächlich erreicht werden. Es braucht eine neue Kultur der Kollaboration in Deutschland …

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