Die (eigene) Zukunft gestalten!

Ist Zukunft eine Kunst? Oder ist die Kunst gar unsere Zukunft? Jedenfalls hat die Welt viele Probleme, die auf Lösungen hoffen. Problemlösungen für die Zukunft sind nur mit Kreativität zu haben. Immense Aufgaben in Gesellschaft und Wirtschaft zeichnen sich ab. Bisherige Handlungsstrategien stoßen an Grenzen. Eine mehrdimensionale Qualität des Denkens ist überfällig. So ist es kein Zufall, dass die Potenziale der Kreativen allerorten gefordert sind. Werden sie aber auch gefördert? Und ökonomisch wertgeschätzt? Die Design-Disziplin steht vor einer doppelten Aufgabe: Den Beitrag des Designs für die Zukunftsgestaltung relevanter Aufgaben kritisch erforschen. Und die Zukunft der eigenen Disziplin verantwortlich mitgestalten. Z.B. als ökonomische Verortung kreativer Leistung im Wertschöpfungsprozess. Oder als kulturelle Folgenabschätzung einer zunehmend ästhetisierten Gesellschaft. Genauso als Teilhabe der Kreativen an der Prosperität von designgetriebener Innovation.

Wie wird Design aus dem Futur II, der vollendeten Zukunft, zu bewerten sein? Was werden wir im Rückblick auf unsere nahe Zukunft (Futur I) sagen? Design als kurzlebiger Hype – oder seriöser Mitgestalter der Gesellschaft? Wir entscheiden darüber jetzt!

Design ist antizipierte Zukunft. Alles was DesignerInnen tun, hat Relevanz für die Zukunft. Und Zukunft ist nicht Fortschreibung der Algorithmen der Erfahrung, sondern das Experiment aus den Optionen, die sich in der Gegenwart auftun. Begriffssysteme und Bilderwelten machen diese Optionen begreifbar und verhandelbar. Qua Imagination übernimmt Design die Rolle eines produktiven Agent Provocateur. Produktiv, weil die Potenzialität einer gesellschaftlichen Zukunft Formen annimmt. Provozierend, weil Design sichtbare, spürbare und erlebbare Wahrnehmungsqualitäten hat.

Produktive Provokation ist Postulat für jede Form des Entwerfens. Wer soll Innovation erfahrbar und verhandelbar machen – wenn nicht das Design? Produktive Provokation regt die Akteure des Innovationsprozesses zum intellektuellen Nachdenken (der Gegenwart) und zum kreativen Vordenken (der Zukunft) an.

Die Erkenntnissuche der Designwissenschaft ist ein zirkulärer Suchprozess, der die Paradigma im Design laufend verschiebt. Intellektuelle Naivität („Fragen“), konstruktive Anarchie („Antworten“), produktives Chaos („Planen“) und professionelle Kreativität („Gestalten“) sind die Transferpunkte im Erkenntnisprozess – als Design-Philosophie, Forschung, Planung und Praxis. Die dabei sich bildenden Deutungs- und Ordnungsmuster sind ein temporär gültiges Tableau, bis neue Fragen sie wieder de- und rekonstruieren. Das heißt: Es gibt keine „richtigen“ Axiome und keine „falschen“ Fragen. Gerade Design mit seinen vielfältigen Interdependenzen braucht unorthodoxe Denkweisen und die Bereitschaft zur Selbstkritik – um im produktiven Austausch von Theorie und Praxis den designwissenschaftlichen Kreislauf voranzutreiben.

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Bildquelle: Eigenes Bild