Nachhaltigkeit – man kann sich vor der Zukunft nicht verstecken!

Dramatische Bilder, epischer Song, starke Performance – die Rede ist von Michael Jacksons „Earth Song“, der 1995 veröffentlicht wurde. Das entsprechende Video war Teil der beeindruckenden Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Gasometer Oberhausen. Der Song war zwar ein großer kommerzieller Erfolg, ob dieser bei uns Menschen ein kulturelles Umdenken bewirkt hat, muss 27 Jahre später angesichts der 50 Grad Hitzewelle in Indien, der andauernden Abholzung der Regenwälder und der Kriege und militärischen Konflikte in der Welt angezweifelt werden.

Was man aber nicht Michael Jackson und seiner Crew ankreiden kann, sondern unserem unerschütterlichen Glaube, dass das alles nichts mit uns zu tun hat. Und diese Haltung gibt uns die Gewissheit für ein fröhliches „Weiter so!“.  Und das kölsche Grundgesetz „Et hätt noch immer jot jejange“ bleibt in Kraft. Offenbar können wir Menschen nur in kurzfristigen Zeiträumen und in engen räumlichen Radien denken und handeln.

Wie problematisch das werden kann, zeigt die aktuelle politische Krise (2022) mit ihren Konsequenzen für unser aller Leben. Zu sehen ist, dass die PolitikerInnen momentan zu Getriebenen der Ereignisse werden und mit Mühe versuchen, das Heft des Handeln in der Hand zu halten. Ob das gut ausgehen wird, werden wir sehen. Jedenfalls ist das alles kein Grund, um weiter nur gepflegte Konversation zu einer endlos verspäteten Transformation zu führen. Stattdessen sollten sich alle Teile der Gesellschaft daran gewöhnen, immer öfter unangenehme Fragen zu diskutieren, deren Antworten zu unbequemen Konsequenzen führen.

Im Interview mit Maja Göpel wird nach der Rolle des Expertenwissens gefragt. Na klar ist das wichtig, aber viel entscheidender wird sein, welchen politischen Gestaltungswillen gepaart mit Entscheidungskraft die Führungselite dieses Landes haben wird. Und ob ihr dabei auch das Volk folgen wird? Denn selbstverständlich muss sich unser Leben und damit auch unser Wohlstand verändern. Allerdings bedeutet die Inflationsrate von 7,9 Prozent (Mai 2022) für das oberste Zehntel der Bevölkerung etwas völlig anderes als für das Gros der Menschen in Deutschland. Hier gilt es sehr viel genauer hinzuschauen und die Maßnahmen passgenauer zu planen.

Auch müssen wir zügig ein neues Verständnis von Wohlstand entwickeln; es geht nicht nur um die materielle Seite des Besitzens von Dingen, sondern gerade um die immaterielle Seite der Lebensqualität des Individuums sowie der Gemeinschaft. Es geht nicht um Tankrabatte und Klimageld – es geht um unser demokratisches Gesellschaftssystem mit einer wiedererstarkten und gerechteren sozialen Marktwirtschaft!

Ein weiterer politischer Schmusekurs mit den WählerInnen und sich verstecken vor der Auseinandersetzung mit unserer Zukunft wird da nicht viel helfen … 

Link: https://www.br.de/kultur/maja-goepel-wir-koennen-auch-anders-neues-buch-augsburger-klimafestival-endlich-100.html

Bildquelle: PhotoAlto (James Hardy)