Was hilft? Ein Blick in die Biologie!

Als DesignerIn steckt man die meiste Zeit seines Berufslebens in Projekten, die immer unter Ressourcenmangel leiden. Zu wenig Budget, zu wenig Zeit, zu wenig Personal, zu wenig Unterstützung, zu wenig Informationen sind nur Beispiele für die Beschreibung einer Situation, die auch anderenorts oft vorkommt – siehe Probleme unserer Bundesregierung.

In Innovationsprozessen hat man es neben der großen fachlichen Herausforderung oft mit Menschen zu tun, die sich selbst (und anderen) im Weg stehen. Statt sich auf ihre Kreativität zu konzentrieren, absorbiert der Blick auf die eigene Karriere viel ihrer Energie. Dann gibt es noch die Menschen, deren mangelndes Selbstbewusstsein verhindert, dass sie ihre eigenen Kompetenzen qualitativ richtig verorten – sie trauen sich einfach zu wenig zu. Mich persönlich nerven am meisten die Minimalisten, die sehr schnell mit dem Erreichten zufrieden sind. Gerne sind sie schnell dabei und wollen ihre Probleme als gelöst abhaken, ohne das noch vorhandene Potenzial zu wecken. Harmlos, aber nicht sonderlich effizient sind dagegen die Träumer, die immer den großen Sprung wollen und dabei vergessen, dass sie zuerst einmal die vielen kleinen Hindernisse aus dem Weg räumen müssen. 

Warum es dennoch Projekte gibt, die erfolgreich zu Ende gebracht werden? Da ist zum einen das Wissen der Projektbeteiligten, dass es letztlich keinen interessiert, warum etwas nicht klappt, sondern schlichtweg nur der Erfolg zählt. Zum anderen gibt es immer einen oder ein kleines Kernteam, das immer wieder einnordet, antreibt, motiviert und darauf achtet, dass man sich im Plan bewegt. Es ist eine immer wieder anders und neu zusammengesetzte Mischung aus Professionalität, einem gemeinsamen Verständnis und Wertesystem sowie Ambitionen, die auch ein wenig „Geschichte“ schreiben wollen. 

Nicht zu unterschätzen ist der Zustand des Umfelds, in denen kompetente Kreative komplexe Konflikte zu lösen haben. Jede Änderung, jede Neuerung und schon deren Andeutung führen heute in unserer Gesellschaft zu einem Konflikt, der offenbar immer erbitterter geführt wird. Und wenn das zum Programm wird und nicht die Ausnahme bleibt, dann ist das kein temporäres Problem, sondern die Gesellschaft erodiert in ihrer Statik, weil sie ihre Substanz verzehrt. 

Was hilft, liebe Bundesregierung? Ein Blick in die Biologie! Es geschah vor 500 Mio. Jahren: Die Gene des Immunsystems von Säugetieren schafften es, Gene von Viren in ihr eigenes Genom zu übernehmen. Das sicherte das Überleben der Säugetiere und ermöglichte erst unser Leben. Ungeheuerlich! Was vermeintlich nicht zusammenpasst, vereint sich und wird dadurch sogar noch stärker. Kooperation, Kommunikation und Kreativität sind, so die Evolutionswissenschaft, die drei biologischen Grundprinzipien unserer Gene. Ob Evolution eine Frage der Intelligenz ist und nicht der Kraft des Egos? 

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/warum-die-ampel-zu-viel-ueber-die-deutsche-wirtschaft-jammert-19524803.html

Bildquelle: Eigenes Bild