Lehrinhalte: Kopfkino – Sehen, riechen, schmecken, hören und fühlen 

Wer Design zu seinem Beruf oder gar zu seinem Leben machen will, der muss viel vom Menschen verstehen. Das fängt bei der Hand an, z.B. Handling zum Öffnen einer Shampooflasche, geht über die Augen weiter, wenn es beispielsweise um Schriften und ihre Lesbarkeit geht und endet nicht bei der Aufmerksamkeit, die unter anderem Fahrer-Assistenzsysteme erreichen müssen, um uns vor möglichen Unfallgefahren zu warnen.

Da der Mensch so viel mehr als nur die Summe seiner Sinne und auch sehr unterschiedlich in seiner emotionalen Tagesform ist, ist das Machen von Design ein komplexer und wissensintensiver Entwicklungsprozess. Im Design geht es neben technisch-ökonomischen Aspekten auch um Sinnlichkeit und Sinn, um Ratio und Emotio, um Kognition und Kreation. Für Studierende ist das manchmal eine Erkenntnis, die sie überwältigt – manche kriegen „kalte Füße“. Um die Studierenden nicht zu verschrecken, empfiehlt es sich, diese Multidimensionalität in überschaubare Komponenten des Wissens über den Menschen zu strukturieren.

Eines dieser „Häppchen“ ist die „Synästhetisierung“ – Wie arbeiten unsere Sinne und wie lässt sich dieses Wissen in die Arbeit von DesignerInnen integrieren? Es geht um die Gestaltung für alle Sinne! Was so beiläufig daher kommt, betrifft immerhin die wichtigste Schnittstelle des Menschen zu seiner Umwelt. Unsere Ohren hören sofort den Alarm eines Feuermelders und wissen, dass Gefahr für unser Leben droht. Der Duft eines Parfüms durchströmt die Nase und im Kopfkino läuft der Film des ersten Dates mit unserem Lebenspartner ab.

Über unsere Sinne regeln wir einen großen Teil unseres Lebens. Isoliert betrachtet, erscheint manches einfach. Was aber passiert, wenn alle Sinne des Menschen angesprochen werden sollen? Und das vor dem Hintergrund einer intendierten Reaktion? Geht es doch sowohl um den Prozess der Planung der Ästhetik durch DesignerInnen als auch um den Rezeptionsprozess des bzw. der anzusprechenden Menschen! Das sind in der Regel sehr spannende und herausfordernde Momente des genuinen Schaffens im Designprozess. Sind doch die Grenzen zwischen Überzeugung und Manipulation fließend.

Automatisch stellen sich auch berufsethische Fragen. Aber das ist ein anderes Thema. Hier geht es „nur“ um die Synästhetisierung als Gestaltungs- und Rezeptionsvorgang. Was passiert im Kopf, wenn der Mensch hört, sieht, riecht, schmeckt und fühlt, wenn er sich in seiner artifiziellen Umwelt bewegt? Wie man die Synästhetisierung als Lehrveranstaltung für DesignerInnen umsetzt, haben wir (Petra Kern, Ulrich Kern) in unserem Buch „Designplanung“ von 2009 beschrieben.

Dargestellt werden – auch zu anderen Themen – 70 Projekte von 100 Studierenden aus der Lehre an drei Hochschulen.

Bildquelle: DigitalVision