In dieser Woche ist wieder globaler Volkstrauertag. Die Rede ist vom Earth Overshoot Day, der fünf Tage später als im Vorjahr datiert ist, nämlich am 2. August statt schon am 28. Juli. Immerhin! Bei Greenpeace und artverwandten Organisationen stehen die Regenbogen-Flaggen auf Halbmast, während sie bei den Medien oben gesetzt werden, haben sie für diesen Tag doch wieder etwas zu berichten. Ansonsten, so meine Vermutung, wird auch dieser Tag folgenlos bleiben. Und der Discounter Penny erhöht genau in diesem Kontext und ganz plakativ in dieser Woche für neun Produkte die Preise. Die Rewe-Tochter will ihren Kunden vorrechnen, was die Wiener Würstchen kosten würden, wenn dem Preis eine ehrliche und offene Vollkostenkalkulation zugrunde liegen würde – einschließlich der Umweltkosten. Man muss das Management für seinen Mut loben, eine solche Aktion gerade jetzt in einer Zeit zu starten, in der ohnehin die Inflation die Lebensmittelpreise heftig erhöht. Wobei aktuell eine Kritik lautet, dass so manche Erhöhung nur Mitnahme-Effekte sind und ihnen keine wirklichen Preissteigerungen beim Erzeuger gegenüberstehen.
Wie dem auch sei: Die Linke weist auf Daten hin, die besagen, dass sich elf Prozent der Deutschen eine vollwertige Mahlzeit höchstens jeden zweiten Tag leisten können. Abgefragt beim Statischen Bundesamt, damit auch keine Zweifel an der Glaubwürdigkeit aufkommen. Für die Aufmerksamkeit gilt: Bad News are Good News! Aber schließlich kümmert sich diese Partei um das sozial und ökonomisch benachteiligte Klientel, was ja lobenswert ist. Auch die Schuldigen sind schnell genannt: „Der Supermarkt ist zum Hort des Abkassierens geworden.“
Apropos „Abkassieren“: Der britische Premierminister Rishi Sunak wird wohl neue Öl- und Gaslizenzen für die Nordsee vergeben. Damit sollen – so lautet mal wieder das Mantra –Arbeitsplätze geschaffen und die Energiesicherheit gewährleistet werden. Gleichzeitig will er CO2-Emissionen vor Schottland in der Nordsee in unterirdische Lager verbringen. Tausche Öl und Gas gegen CO2. Tja, das Leben ist ein Nehmen und Geben …
Irgendwie hat immer am Ende alles mit Geld zu tun. Es geht um minimierten Aufwand und maximierten Ertrag, um Privatisierung des Profits und Sozialisierung der Verluste. Das Einzelinteresse ist wichtig und für das Gemeinwohl sind der Staat oder Die Tafel zuständig. Ständig wird Verantwortung delegiert und mit dem Finger auf Andere gezeigt. Nicht „Das große Ganze“ wird gesehen, sondern das eigene Portemonnaie. Dabei gibt es gute Gründe, umzuschalten. In der FAZ konnte man gestern (30.7.2023) lesen „Der deutsche Wohlstand ist in Gefahr“. Zu wenige neue und innovative Unternehmen würden entstehen, die unserer Wirtschaft neuen Schwung und das nötige Polster geben könnten, um die große anstehende Transformation zu bewältigen. Doch ich will die Stimmung nicht vermiesen. Jetzt „feiern“ wir am Mittwoch erst mal den Erdüberlastungstag. Nix für ungut!
https://www.wwf.de/earth-overshoot-day#
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/penny-umweltfolgekosten-reaktionen-100.html