Dekonstruktion der Echokammer

Warum tun wir uns so schwer, uns mit Zukunft zu befassen? Zum einen ist die Gegenwart für viele Menschen ein Ort des Wohlbefindens, der eigentlich keiner Korrektur bedarf. Zum anderen muss man konstatieren, dass Zukunft eine sehr hohe Abstraktion hat. Vielleicht ist das auch ein Grund, dass die Religion und mit ihr die (orientierenden) Begrifflichkeiten zum Diesseits und zum Jenseits erfunden wurden. Wir wissen, dass wir sterben müssen und hoffen irgendwie auf ein (besseres) Leben danach. Die Kirchen haben uns genau dafür die (kreierten) Bilder geliefert. 

Prozesse der Zukunftsgestaltung haben immer ihren organisationalen Rahmen – mal ist es ein Unternehmen, eine Institution oder öffentliche Verwaltung. In der Regel ist der Kontext einer ambitionierten Auseinandersetzung mit Zukunft eindeutig professionell definiert. Es geht um Strategie und Szenarien, Systeme und Strukturen, die zukunftsfähig gemacht werden sollen. Die Grundvoraussetzung für einen möglichen Erfolg ist die Dekonstruktion der Echokammer! Wenn sich immer wieder die gleichen Leute an denselben Themen abarbeiten, werden diese darauf achten, dass mögliche Widersprüche kaschiert werden und man sich so gegenseitig in Schach hält. Das liegt sehr häufig an Wertordnungen, deren Konsens ein gegenseitiger „Nicht-Angriffspakt“ ist und die den Status Quo unter Denkmalschutz stellen. Es muss gelingen, die gültige Wertordnung durch ein neues, auf die Zukunft fokussiertes Wertsystem infrage zu stellen. Und es muss gelingen, neue Perspektiven und Potenziale jenseits der bisherigen Echokammern einzubinden. Vor allem das Bewusstsein für den zukünftigen Paradigmenwechsel ist zu wecken.

Wesentlicher Teil dieses Entwicklungsprozesses sind die Menschen in der Organisation, die frühzeitig und seriös eingebunden werden müssen. Es ist ein konstruktives Tauschgeschäft zwischen den Mitarbeitern und dem Management – Informationen und Wissen geben und nehmen auf Augenhöhe. Allerdings müssen motivierende Coaches und Moderatoren berücksichtigen, dass es gegenläufige Interessen zwischen Gruppen gibt – Schwarz- und Weißmarkt einer Organisation. Oft gibt es einen Kulturkampf: Ancient Régime gegen progressive Kräfte.

Damit Zukunft vorstellbar für Menschen wird, muss sie aus der überfordernden Abstraktion in die Konkretisierung kommen. Das geschieht, indem man Begriffssysteme der Innovation mit sich ergänzenden und verstärkenden Bilderwelten der Imagination kombiniert. Das Ganze braucht einen Plot und ein utopisches (oder auch dystopisches) Narrativ, welches durch seine Faszination mehrheitsfähig wird. Das ist möglich, indem es sich auf die Vorstellungsfähigkeiten der Menschen konzentriert und über plausible (positive) Nachvollziehbarkeit verfügt. Dies ist komplex, muss es doch an das entsprechende Vorwissen der Rezipienten anknüpfen. 

Die Innovatoren müssen die Zukunft ihrer Organisation offensiv verteidigen! 

https://www.inpactmedia.com/technologie/technologien-der-zukunft-04-24/von-utopischen-visionen-zu-realen-loesungen

Bildquelle: Eigenes Bild