Zukunftsministerium mit Masterplan zur Innovierung

Beim „Scannen“ der deutschen Leitmedien sprang mir eine Überschrift mit dem Begriff „Plastikwörter“ ins Auge („Kolonialismus“, „toxisch“, „diskriminierend“ – die neuen Plastikwörter, Welt 15.3.24). Auch wenn ich kein Fan dieses Mediums bin, gilt „Audiatur et altera pars“. Was so viel heißt wie „Man höre auch die andere Seite“. Beim Lesen weiterer Artikel fiel mir „Die Probleme der Nachahmer“ (FAZ 15.3.24) auf. Dieser Beitrag setzte sich mit den Abstürzen an der Börse von ehemaligen Lieblingen der Finanzwirtschaft auseinander und wechselte zum Thema „Innovation“. Was ich auch inzwischen zu den „Plastikwörtern“ zählen würde. Und das tue ich, obwohl ich als Designer qua Profession eine große Begeisterung für das Innovieren habe. 

Warum stehe ich mit dem Begriff Innovation auf Kriegsfuß? Zum einen ist es seine fast schon unerträgliche inflationäre Verwendung. Es wird zu viel darüber geredet und zu wenig gemacht. Innovation predigen, aber Bequemlichkeit tanken. Zum anderen ist mir die Fokussierung des Neuen auf seinen technischen und ökonomischen Nutzen einfach zu einseitig. Ich denke, man sollte auch den sozialen, ökologischen und kulturellen Innovationsbedarf erkennen. Die Einseitigkeit lässt sich vielleicht noch betriebswirtschaftlich erklären. Jedoch stellt sich die Situation volkswirtschaftlich komplexer dar. Eine generelle und globale Konzeption von Innovation ist eine echte Herausforderung. Ob diese Schwierigkeit der Grund ist, warum Deutschland kein Zukunftsministerium und keinen Masterplan für seine eigene Innovierung hat? Wenn man sich die abwehrenden Äußerungen von Union und FDP zu den Vorschlägen des Bürgerrats Ernährung anhört, stellt man fehlende Offenheit und Bereitschaft zur strukturellen Erneuerung Deutschlands fest.

Innovationen zur strukturellen Erneuerung? Ja, weil man das Thema der Innovierung eben doch nicht nur der freien Marktwirtschaft überlassen kann. Die kümmert sich nur um die ökonomischen Interessen ihrer Akteure. Die Folgen kann man in den Innenstädten und seinem verschwindenden Einzelhandel oder bei den chinesischen Autos erkennen, die mich immer öfter zynisch von den Parkplätzen und auf der Autobahn anlächeln. Folge ist aber auch eine sich selbst multiplizierende Bürokratie, die jetzt schon ein Gesetz zu ihrer Eindämmung braucht – ähnlich wie beim Alkoholmissbrauch.

Es ist an der Zeit, dass wir wieder über das Wertesystem von nachhaltigen Innovationen in unserer Gesellschaft sprechen sollten. Gerade in einer Gesellschaft, die hochgradig politisch und wirtschaftlich mit dem Rest der Welt verbunden ist. Wir sollten uns allen die Frage stellen, was denn überhaupt sinnstiftende und zukunftsträchtige Innovationen sind. Im Kontext der Künstlichen Intelligenz (KI) eröffnen sich sicherlich auch neue Optionen. Schade, wenn diese nur als Rationalisierungsinstrument verstanden werden und nicht als Kreativitätsbooster. 

Bildquelle: Eigenes Bild