Projektierendes Denken: Bremer Stadtmusikanten – Beispiel für kreative Spitzen-Teams

Eigentlich war jedes der vier Tiere schon „abgewrackt“ und dennoch schafften sie etwas, was nur gelingt, wenn man ein Spitzenteam ist. Aber was sind die Erfolgsfaktoren? Die Tiere waren sich zu Beginn ihrer Zusammenarbeit absolut einig: „Etwas Besseres als den Tod findest du überall!“ Das ist ein kollektives Bekenntnis eines Teams zu Ziel und Aufgabe und schweißt zusammen! Auch macht es klar, dass das Problem nur gemeinsam zu lösen ist. Das Commitment kann nicht instrumentell verordnet werden, sondern wird zur moralischen Selbstverpflichtung des Einzelnen. Darüber hinaus braucht jedes Teammitglied die Fähigkeit zum interdisziplinären Arbeiten. Häufig wird das als selbstverständlich vorausgesetzt, was sich aber in der Praxis nicht einlöst.

Angesichts der Unterschiedlichkeit von Fachkulturen muss vorher Verbindlichkeit im kollektiven Verständnis von Vorgehensweise und Methodeneinsatz erzielt werden – Bedingung für Effizienz. Gerade kreative Teams im Innovationsprozess sind auf besondere Effektivität angewiesen. Wichtige Voraussetzung ist im Team ein bei allen Mitgliedern vorhandenes identisches Wissen. Unsere Tiere hatten wenigstens eine getrennt gemachte, aber doch ähnliche Erfahrung: Sie wussten ihren Besitzern zu entkommen. Eine Form von Kreativität und Cleverness, die Vertrauen schafft. Deswegen kann es gewinnbringend sein, wenn die individuellen Kompetenzprofile möglichst divergent sind. Als sie die Räuber verjagten, wussten sie, dass sie eine sehr effiziente Kakofonie erzeugen mussten, um diesen Überraschungseffekt zu bekommen. Heute würde man das als kreative Problemlösungskompetenz bezeichnen. Wesentlicher Punkt dieses erfolgreichen Effekts war die Wesensunterschiedlichkeit der Tiere – Hund und Katze, Hahn und Esel! Jeder mit einem sehr unterschiedlichen Kognitionsprofil. Und das brauchen Spitzenteams – Gemeinsamkeiten und Differenzierungen.

Last but not least braucht es ein motivierendes Umfeld für die Prozesse und Organisation des Teams. Zielen doch die Ergebnisse und der Erfolg des Teams auf die Vitalfunktionen des ganzen Unternehmens!

Und die Realität? Fakt ist, dass es ohne Teamarbeit in keiner Organisation funktioniert. Fakt ist aber auch, dass es im Management nur so von Halbwissen zu diesem Thema wimmelt. Folge ist, dass sich die Teams „irgendwie“ zusammenraufen und versuchen, das Beste draus zu machen. Fakt ist auch, dass alle Untersuchungen und Studien bestätigen, dass crossfunktionale, heterogene und gemischte Teams die besten Ergebnisse liefern – siehe die Bremer Stadtmusikanten! . Fakt ist aber auch, dass in den meisten Organisationen noch sehr „klassisch“ und konventionell die Rollen im Team praktiziert werden. Die Folge davon sind Opportunitätskosten und -effekte, die man wider besseren Wissens in Kauf nimmt. Fakt ist, dass gerade die neuen Nachwuchskräfte sehr viel kompetenter in die Teamarbeit gehen, häufig dann aber von den „Alten Hasen“ weggebissen werden. Fast zwangsläufig übernehmen die Neuen die Verhaltensweisen und wieder ist ein Stück gemeinsamer Arbeitskultur verloren. Und leider ist die älteste Form von Wissen nicht tot zu kriegen – das Herrschaftswissen. Wird immer wieder gerne genommen, um zu eigenen Vorteilen zu kommen. Aber die Versammlung der „Ich-AG´s“ wird immer kleiner.

Die Wissensgesellschaft und die anstehende Transformation wird auch eine sein, die das Miteinander der „Typen“ zur Prämisse macht … 

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Bildquelle: PhotoAlto (James Hardy)